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Bayerischer Apothekertag: Mehr Verantwortung für Apotheker!
Bayerns Apothekerverbandsvorsitzender Gerhard Reichert forderte Politik und Verwaltung dazu auf, Rahmenbedingungen so zu gestalten, daß Apotheker in ihrer Arbeit nicht gestört und bürokratische Hindernisse abgebaut werden. Nur so könne sich der Apotheker seiner essentiellen Tätigkeit zuwenden: Versorgung, Beratung, Betreuung seiner Patienten. Die bayerischen Berufspolitiker konfrontierten die Gesundheitspolitiker des Landes mit einer langen Liste von Mißständen, Problemen, Sorgen und Nöten, mit denen die Apothekerinnen und Apotheker tagtäglich fertig werden müssen. Vogel nannte hier beispielsweise die falschen Ansätze in der Drogenpolitik und Mißstände in der Substitution mit Dihydrocodein. Energisch prangerte Vogel den im Entwurf zum Neuordnungsgesetz eingefügten Paragraphen 73a an, der Strukturverträge zwischen den Kassenärztlichen Vereinigungen und den Landesverbänden der Krankenkassen zuläßt. Mit diesen Strukturverträgen können kombinierte Gesamtentgelder vereinbart werden, die das ärztliche Honorar und die Kosten für veranlaßte Leistungen umfassen. Vogel wörtlich: "Das ist Unordnung durch Neuordnung!". Der Arzt werde in jedem Einzelfall vor das ethische Dilemma gestellt, entscheiden zu müssen, wieviel er von einem vorgegebenen Budget für den Patienten und wieviel er für sich selbst verwendet. Derartige Bonussysteme wür den von den Apothekern entschieden abgelehnt. Kammer- und Verbandspräsidenten von Bayern wandten sich zudem energisch gegen die vorgesehene Zuzahlungsregelung ab 1. Juli, die auch die Apotheker treffen werde, da man den Patienten die Neuerung erklären müsse. Vogel rechnete vor: Für 1998 müsse man aufgrund weiterer kassenspezifischer Erhöhungen mit einer Selbstbeteiligungsquote von 20% rechnen, "dies ist im internationalen Vergleich Spitze". Weitere Themen seiner Ansprache waren unter anderem der Versandhandel. Der in London ansässige Express Medical Service verschicke sogar verschreibungspflichtige Präparate ohne Vorlage eines Rezepts. Mehr Unordnung als Neuordnung sei auch mit dem Werbeurteil des Bundesverfassungsgerichts entstanden, so Vogel, man wolle weiterhin dafür kämpfen, daß die deutsche Apotheke nicht einer reinen Kommerzialisierung verfalle. Dennoch, trotz aller Probleme, sehe er "positive Perspektiven für die Pharmazie. Planungssicherheit vermißt der Vorsitzende des Bayerischen Apothekerverbands, Gerhard Reichert. Vor allem die Zeit vom November und Dezember 1996 sei für die Apotheken "eine Zeit der Unzumutbarkeiten" gewesen, wenn von heute auf morgen gemeldet worden sei, das Budget in Bayern sei rechnerisch erschöpft. Von der Politik fordere man klare Aussagen über die Zukunft des Apothekenwesens, der Pharmazie und der Arzneimittelpolitik. Reichert erinnerte an das Beispiel Importabgabegebot. Zunächst als Einsparung gepriesen wurde es von der Koalition vier Jahre später wieder abgeschafft. Angesichts der massiven Zuzahlungen, die auf die Patienten zukommen, prognostizierte er eine Verweigerungshaltung der Versicherten: Dringend notwendige Arzneimittel würden dann nicht mehr eingenommen, Krankheiten verschleppt - mit allen volkswirtschaftlichen Folgen. Recht des Versicherten sei es, eine sozialverträgliche und überschaubare Zuzahlungsregelung zu haben und Recht des Apothekers sei es, eine praktikable Zuzahlungsregelung zu haben. Härtefall und Überforderungsklausel seien letzten Endes nur ein Alibi, da viele Patienten von diesen Klauseln nicht wüßten oder es mühsam sei, Belege zu sammeln. Reichert beschäftigte sich außerdem mit SPD-Vorschlägen, den Kassenrabatt zu erhöhen mit Forderungen nach Absenkung der Arzneimittelzuschläge und mit den zahlreichen bürokratischen Bestimmungen, denen sich die Apotheke bereits heute und in naher Zukunft ausgesetzt sieht. Beispielsweise sollen sich die Apotheken im nächsten Jahr einer regelmäßigen betriebsmedizinischen und sicherheitstechnischen Überprüfung unterziehen, was Geld koste und den Betriebsablauf belaste. Erreicht werde mit solchen Bestimmungen nichts. Dennoch, auch Reichert bekannte sich dazu, daß Apotheker auch in Zukunft beweisen wollen, Partner, Berater und Betreuer des Kranken zu sein. Man wolle die pharmazeutische Betreuung und Beratung ausbauen und in Bayern hierzu ein neues Versuchsmodell starten, wie man chronisch Kranken helfen könne in enger Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen. Weitere Themen des Bayerischen Apothekertags waren eine Diskussionsrunde über aktuelle gesundheitspolitische Vorhaben und Vorschläge sowie eine Podiumsdiskussion zum Thema "Täglich Rauschgifttote - eine Herausforderung auch für die Apotheke", über die wir in der nächsten Ausgabe der DAZ bericht
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