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- DAZ 19/1997
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Bericht
Pflanzliche Arzneistoffe: Behandlung von Exzemen
Die Haut ist wie kein anderes Körperorgan biologischen, chemischen und physikalischen Einflüssen ausgesetzt. Erkrankungen der Haut sind daher sehr häufig. Nach einer gebräuchlichen Einteilung unterscheidet man erregerbedingte Dermatosen wie Herpes, Gürtelrose, Candidosis oder Scabies und nicht erregerbedingte Dermatosen wie Ekzeme, Psoriasis und allergische Hautreaktionen. Hinzu kommen noch mechanische Verletzungen wie Abschürfungen, Verbrennungen u.a.m. Besonders häufig auftretende Erkrankungen sind neben der Schuppenflechte und den Hautpilzerkrankungen die Ekzeme. Man unterscheidet Kontaktekzeme wie das toxische Ekzem und das allergische Ekzem, bakterielle Ekzeme, mykotoxische Ekzeme, seborrhoeische Ekzeme und atopische Ekzeme. Unabhängig von der Art der Noxe oder Erkrankung reagiert die Haut auf entsprechende Veränderungen immer mit einer Entzündung. Daher spielt die Entzündungsbehandlung in der Dermatologie auch eine große Rolle.
Außer beim toxischen und allergischen Kontaktekzem, die durch Vermeidung der Noxe behandelbar sind, ist eine kausale Ekzemtherapie bisher nicht möglich. Generell ist die Behandlung schwierig und bisher unbefriedigend. Behandelt werden in erster Linie die Symptome wie der Juckreiz. Daneben wird die Abheilung der entzündlichen Reaktionen angestrebt. Zur Verminderung des Juckreizes werden vor allem Antihistaminika mit sedierender Wirkung oder Neuroleptika verabreicht. Die Entzündungen werden vor allem mit Glucocorticoiden behandelt. Eine solche Behandlung ist jedoch bekanntlich immer mit einer Reihe von schwerwiegenden Nebenwirkungen verbunden. Es ist daher verständlich, daß nach Alternativen zu dieser aggressiven Therapiemethode gesucht wird. Derzeit sind zur lokalen Anwendung bei Juckreiz verschiedener Genese vor allem die Monoterpene Thymol und Menthol im Gebrauch. Daneben auch Capsaicin aus Paprika und pflanzliche Gerbstoffdrogen. Daneben gibt es in jüngster Zeit jedoch eine Reihe weiterer Arzneipflanzen, die von der Kommission E zwar nicht bewertet, aber zur Ekzembehandlung eingesetzt werden. Zu diesen Phytopharmaka gehört die in Indien, Afrika und Südamerika weit verbreitete Schlingpflanze Cardiospermum halicacabum, zu deutsch die Ballonrebe. Sie weist sich durch antiphlogistische und antipruriginöse Eigenschaften aus und ist seit 1995 in Form einer Salbe für die Indikation Entzündungen der Haut mit Juckreiz wie Ekzeme und Neurodermitis zugelassen. Ihre Wirksamkeit und Verträglichkeit wurde in verschiedenen offenen Beobachtungsstudien geprüft. Neben der Ballonrebe finden auch die in Nordamerika beheimatete Mahonia aquifolium und Avocadoöl Anwendung in der Ekzembehandlung. Und neuerdings auch das Teebaumöl. Obwohl der Wirksamkeitsnachweis für diese pflanzlichen Drogen zum Großteil noch recht spärlich ist, ist ihre Anwendung aufgrund der bisher gemachten Befunde und vor allem unter Abwägung des Nutzen/Risiko-Verhältnisses jedoch durchaus akzeptabel. Gerade für die Behandlung von Ekzemerkrankungen, für die heute keine überzeugende oder erfolgreiche Therapiemethode zur Verfügung steht, stellen Arzneipflanzen eine Alternative oder Ergänzung zur klassischen Ekzemtherapie dar.
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