- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 21/1997
- Brennpunkt Sucht: Hilfe f...
DAZ aktuell
Brennpunkt Sucht: Hilfe für Raucher
Prof. Dr. Gerhard Buchkremer, Tübingen erläuterte den aktuellen Stand. Wer an Rauchen denkt, denkt zunächst an den in der Zigarette enthaltenen Suchtstoff Nicotin. Doch: Das Gesundheitsschädliche an der Zigarette ist nicht Nicotin, sondern die darin enthaltenen Schadstoffe, allen voran das Kohlenmonoxid. Nicotin wirkt dagegen unumstritten neuroprotektiv und kann beispielsweise vor einem Morbus Alzheimer schützen. Dennoch gleicht dieser Nutzen den Schaden, den der blaue Dunst verursacht, nicht aus. Immerhin leben Raucher im Schnitt acht Jahre weniger als Nichtraucher.
Suchtstoff Nicotin
Worauf die Raucher nicht verzichten wollen und können, ist der Effekt des Nicotins. Bei leichter Inhalation wirkt es antriebssteigernd, bei starker Inhalation sedierend. Die wenigsten Raucher sind Genußraucher, die ihr Rauchverhalten unter Kontrolle haben. Die meisten können vom Glimmstengel nicht mehr lassen. Als süchtig gilt, bei wem folgende Eigenschaften zusammentreffen:
- starker Wunsch oder Zwang zu rauchen,
- kaum Kontrolle über das Rauchverhalten,
- körperliche und psychische Entzugssymptome,
- Gewöhnungs- und Dosissteigerung bis zum 40sten Lebensjahr,
- fehlgeschlagene Abstinenzversuche.
Wer Rauchern helfen will, sich aus der Sucht zu befreien, sollte vor allem das Rauchen nicht verteufeln. Dies führt bei Nicht-Entwöhnungswilligen eher zu einem Trotzverhalten und erhöht den Konsum. Besser ist es, in der Beratung durch sachliche Information die Motivation zu erhöhen. Verhaltenstherapeutische Maßnahmen zur Überwindung von Versuchungssituationen und medikamentöse Maßnahmen, die die Entzugssymptome reduzieren, helfen dem entwöhnungswilligen Raucher ebenfalls.
Optimal: Nicotinsubstitution und Verhaltenstherapie
Die häufigste Methode, sich das Rauchen abzugewöhnen, ist die Schlußpunkt-Methode, das Beenden des Rauchens von einem Tag auf den anderen. Als medizinische Entwöhnungshilfe hat sich die Nicotinsubstitution mit Nicotinkaugummi und -pflaster bewährt. In Kürze wird diese Palette durch einen Nicotinnasenspray ergänzt werden, der in den USA bereits im Handel ist. Das Nicotinpflaster hat den Vorteil, daß es den Nicotinspiegel dauerhaft erhöht, der Kaugummi kommt dem Wunsch des Rauchers nach "oraler Befriedigung" dagegen mehr entgegen. Möglich ist deshalb auch eine Kombination, bei dem das Pflaster quasi als Basistherapie eingesetzt wird, der Kaugummi zusätzlich gekaut wird - wenn es gar nicht mehr anders geht.
Die Erfolgsquoten liegen bei Einsatz eines Nicotinpflasters bei 10 bis 15%. Wird zusätzlich eine Gruppentherapie durchgeführt, steigt die Quote auf etwa 30%. Optimal unterstützen können Sie Ihren entwöhnungswilligen Kunden, indem Sie ihn auf die Möglichkeit einer Verhaltenstherapie hinweisen und ihm bei der Suche nach einem Therapieplatz unterstützen.
Das noch ungelöste Hauptproblem bei der Raucherentwöhnung ist die Rückfallquote, die mit über 70 % sehr hoch ist. Doch mit jedem neuen Anlauf liegt die Chance, es doch zu schaffen, wieder bei 20 bis 25% - immerhin.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.