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HIV-Eradikation: Von Heilung noch weit entfernt
Wenn die Virus-RNA im Blut nicht mehr nachweisbar ist, kann trotzdem Virus-DNA in den Zellen, in das Genom integriert, vorhanden sein und bei einer Zellteilung wieder aktiv neue Viruspartikel produzieren. In der Ruhephase ist die Virus-DNA für das Immunsystem unsichtbar und wird auch durch antivirale Substanzen nicht beeinträchtigt. Um eine Eradikation schlüssig zu beweisen, müßte man die Behandlung bei einem Patienten einstellen, bei dem kein Virus mehr entdeckt werden kann und danach sehen, ob die Krankheit zurückkehrt. Drei neue Veröffentlichungen liefern weitere Hinweise darauf, ob HIV-Infizierte tatsächlich auf eine Heilung hoffen dürfen:
• Aus den Lymphknoten kann das Virus anscheinend fast vollständig eliminiert werden: Sechs Monate nach einer Tripletherapie mit Ritonavir, Lamivudin und Zidovudin verschwanden mehr als 99,9% der Viren aus den Tonsillen von 34 HIV-infizierten Patienten. Allerdings kann das Virus in bestimmten Lymphzellen, den follikulären dendritischen Zellen, überleben und sich von hier aus wieder ausbreiten.
• In ruhenden CD4+-Zellen von 14 HIV-Infizierten war bei weniger als 0,05% der Zellen HIV-DNA vorhanden, aber viele von ihnen konnten bei einer Zellteilung das Virus wieder produzieren. Diese Zellen können monatelang, möglicherweise jahrelang überleben und so eine Ausrottung der Infektion verhindern.
• In einer weiteren Veröffentlichung werden acht Patienten beschrieben, die sich frisch mit HIV infiziert hatten. Sie erhielten eine Tripletherapie aus Lamivudin, Zidovudin und Nelfinavir. In den ersten zehn Tagen fiel die Plasmakonzentration der HI-Viren um 99%, gefolgt von einer langsameren Eliminationsphase von 6 bis 25 Tagen, wahrscheinlich bedingt durch HIV-infizierte Makrophagen. Nach diesen Ergebnissen müßte HIV-1 nach einer dreijährigen Behandlung vollständig zu eliminieren sein. Dennoch könnte das Virus aber in anderen Körperregionen persistieren, die von antiretroviralen Substanzen nicht erreicht werden können, beispielsweise im Gehirn.
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