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Arzneimittel und Therapie
Benigne Prostatahyperplasie: Therapie im Wandel
Leichte bis mittelgradige Beschwerden, die noch keine Indikation für eine Operation darstellen, können heute effektiver behandelt werden. Operationen können so hinausgeschoben oder sogar verhindert werden. Immerhin ist die Zahl der durchgeführten transurethralen Prostataresektionen in den letzten Jahren spürbar zurückgegangen: So wurden in den USA vor einigen Jahren 400000 TURPs jährlich durchgeführt, heute sind es nur noch 180000. Für Deutschland liegen keine absoluten Zahlen vor, das Verhältnis soll aber vergleichbar sein.
Phytopharmaka
In kaum einem anderen Land haben die Phytopharmaka einen so großen Stellenwert in der Behandlung der BPH wie in Deutschland (teilweise auch noch Frankreich und Italien). Zum Beispiel haben die Konsensuskonferenzen der WHO (die letzte fand 1995 statt) keine eindeutigen Empfehlungen für den Einsatz der ≥Phytos" geben können.
Folgende Drogen werden zur Zeit eingesetzt:
• Afrikanische Lilie (Hypoxis rooperi),
• Brennessel,
• Sägepalme,
• Roggenpollenextrakte,
• Kürbiskernextrakte.
Die bisher bekannten und mit der pharmakologischen Wirkung in Zusammenhang gebrachten Inhaltsstoffe sind vor allem Beta-Sitosterol in freier und glykosidischer Form, aber auch Sterole, Lektine, Fettsäuren und deren Ester und Pflanzenöle. Es liegt jedoch nahe, daß noch weitere Inhaltsstoffe an der Wirkung beteiligt sind oder gewisse synergistische Effekte eine Rolle spielen.
Von den Studien, die zur Therapie der BPH mit Phytopharmaka durchgeführt wurden, sind die meisten offene Studien oder kontrollierte Anwendungsbeobachtungen, die wegen des erheblichen Plazeboeffektes eine Bewertung erschweren. Bisher gibt es nur eine, 1995 im Lancet veröffentlichte, doppelblind durchgeführte Studie, in der nach drei Monaten ein positiver Effekt des Sägepalmenextraktes festgestellt werden konnte.
Alpha-Adrenorezeptorenblocker
Apha1-Adrenorezeptorantagonisten werden bei leichten bis mittelgradigen Beschwerden eingesetzt, vor allem die selektiven Alpha1-Adrenorezeptorenblocker, da die entsprechenden Rezeptoren nur am Blasenhals, in der Prostatakapsel und im Stroma der Prostata vorkommen. Alle Alphablocker verbessern die Symptome der BPH mit der ersten Dosis, und die Wirksamkeit bleibt auch über einen längeren Zeitpunkt konstant. Die zur Zeit im Handel befindlichen Alphablocker zur Therapie der BPH sind:
• Doxazosin,
• Terazosin,
• Alfuzosin und
• Tamsulosin.
Von allen genannten Substanzen soll vor allem Tamsulosin eine Subtypselektivität am Alpha1A-Rezeptor besitzen, was eine größere selektive Wirksamkeit und bessere Verträglichkeit zur Folge hat. Tamsulosin hat von allen Alphablockern die geringste Blutdruckwirkung und führt zu keinen Interaktionen mit anderen blutdrucksenkenden Mitteln. Auch muß hier die richtige Dosis nicht ≥austitriert" werden. Die seltenen Nebenwirkungen aller Alphablocker sind Schwindel und Kopfschmerzen, bei Tamsulosin kann es zusätzlich zu einer retrograden Ejakulation kommen, was als ein Hinweis für die starke Wirkung gesehen werden kann.
Finasterid Der einzige Stoff in der Substanzklasse der 5-Alpha-Reduktasehemmer ist Finasterid. Finasterid blockiert in der Prostata die Umwandlung von Dihydrotestosteron zu Testosteron und führt somit zu einer Verkleinerung der Prostata. Die Wirkung setzt nach einer Therapie von drei bis sechs Monaten ein und verkleinert die Prostata um durchschnittlich 24 Prozent. Bei der Therapie mit Finasterid wird im Gegensatz zu den Alphablockern der Wert für das prostataspezifische Antigen (PSA; gibt einen Hinweis auf ein Prostatakarzinom) um 50 Prozent gesenkt. Die häufigsten Nebenwirkungen sind erektile Dysfunktionen und eine Verminderung der Libido, die aber nach Absetzen des Medikamentes voll reversibel sind. Der Einsatz von Finasterid ist vor allem bei sehr großen Prostata sinnvoll.
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