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Medizinprodukte: Weiterhin Probleme bei Hilfsmitteln
Dr. Frank Diener von der ABDA umriß auf einer Veranstaltung des Bundesfachverbands Medizinprodukteindustrie (BVMed) am 10. Juni in Königswinter die aktuelle Situation des Hilfsmittelmarktes. Dort plädierte BVMed-Geschäftsführer Joachim M. Schmitt für eine offizielle Statistik über Medizinprodukte, zu denen die Verband- und Hilfsmittel zählen. Wie Diener, der die Grundsatzabteilung bei der ABDA leitet, sagte, bereite zum Beispiel die Verpflichtung zur generischen Verordnung bei Hilfsmitteln Schwierigkeiten. Der Hintergrund: Apotheker geraten in die Bredouille, wenn Ärzte nicht generisch verordnen, sondern den Namen von Markenprodukten vermerken, deren Preise den mit den Krankenkassen vereinbarten Preis übersteigt. 1995 hatte der Deutsche Apotheker Verband mit dem Ersatzkassenverband VdAK einen Vertrag zur Hilfsmittelversorgung abgeschlossen, der unter anderem die Lieferung zu Marktpreisen vorsah. Diener wies in diesem Zusammenhang darauf hin, daß für die Apotheken niedrigere Preise gelten als für andere Marktbeteiligte (wie Sanitätshäuser). Dieses Ungleichgewicht sollten die Kassen beseitigen. Einen Appell richtete er zudem an die Hersteller, die anderen Absatzkanäle zu günstigeren Konditionen belieferten. Die höheren Einkaufspreise in Apotheken diskriminierten die Offizinen. Insgesamt konstatierte der ABDA-Vertreter ein "bundesweites Nachfragekartell" der Spitzenverbände der Krankenkassen zur Festbetragsfestsetzung. De facto schraubten die Kassen die Preise auf der Bundesebene im Rahmen einer "Konzertierten Aktion" nach unten. Dies werde zum Beispiel bei den Inkontinenz-Festbetragsgruppen deutlich. Während im vergangenen Jahr im Saarland für eine bestimmte Gruppe dieser Hilfsmittel 80 Pfennig vereinbart worden seien, gebe es seit Frühjahr 1997 zwei ähnliche Entwürfe der Krankenkassen in Bayern und Schleswig-Holstein, welche für dieselben Produkte nur noch 58 beziehungsweise 55 Pfennig als Erstattungshöchstgrenze vorsähen.
Inkassopflicht für alle
Hinsichtlich der neuen Hilfsmittelzahlung ab Juli diesen Jahres durch das zweite GKV-Neuordnungsgesetz der Regierung forderte Diener einen Wettbewerb für alle Beteiligte zu gleichen Bedingungen. Die Inkassopflicht müsse ausnahmslos für alle gelten, nicht nur für die Apotheken. Erstmals müssen Versicherte ab Juli eine 20prozentige Zuzahlung zu Kompressionsstrümpfen, Bandagen und Einlagen leisten. Bei der elektronischen Rechnungsstellung beispielsweise habe er den Eindruck, daß andere dies laxer als die Pharmazeuten handhaben. Insgesamt ist der Hilfsmittelbereich in den Apotheken, wenn auch mit rund drei Prozent vom Gesamtumsatz auf erheblicher kleinerer Basis als Arzneimittel fußend, nach Angaben von Diener kontinuierlich gewachsen. So seien in den alten Bundesländern jährlich Steigerungsraten bei den Medizinprodukten von 4,3 Prozent zwischen 1986 und 1996 zu verzeichnen. Im vergangenen Jahr habe der Umsatz der Apotheken mit der gesetzlichen Krankenversicherung bei 0,139 Milliarden Mark in den neuen Bundesländern und bei 0,874 Milliarden Mark in den alten gelegen, insgesamt bei 1,013 Milliarden Mark. Für Hilfsmittel aus anderen Abgabestätten (wie dem Sanitätsfachhandel) gaben die Kassen 1996 demnach 1,198 Milliarden Mark aus.
"Datenlage mangelhaft"
In Deutschland gibt es keine gesicherte Datenlage für Medizinprodukte. Zwar schätze das Bundesgesundheitsministerium deren Zahl auf rund 400.000, vermutlich liege sie jedoch darunter, so Joachim M. Schmitt vom Bundesfachverband Medizinprodukteindustrie. Der BVMed mit Sitz in Wiesbaden vertritt 152 Unternehmen, die einen Jahresumsatz von fünf Milliarden Mark mit Verbandmitteln, medizinischen Einmalprodukten, Inkontinenzprodukten oder Hilfsmitteln gegen Dekubitus erzielen. Die Zahl aller Medizinproduktehersteller werde auf 1200 geschätzt, was die Bandbreite dieses Marktes veranschauliche, der sich durch seine Heterogenität im Vergleich zum Arzneimittelmarkt auszeichne. Zu Medizinprodukten zählen völlig unterschiedliche Produkte wie Mullbinden aber auch Computertomographen. Schmitt nannte den Aufbau einer Datenbank für Medizinprodukte daher dringend erforderlich, denn: "Wer handeln will, braucht Daten". Der BVMed-Geschäftsführer erwartet für seine Branche keine positive Entwicklung. Die fortdauernde Diskussion um Kostendämpfung im Gesundheitswesen habe in vielen Produktbereichen zu rückläufigen Herstellerpreisen geführt. Umsatzzuwächse seien lediglich aus Mengensteigerungen zu erzielen. Da notwendige Preisanpassungen nicht durchsetzbar seien, sei angesichts gestiegener Kosten bei fast allen Unternehmen die Ertragslage geschmälert worden, so Schmitt.
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