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- DAZ 28/1997
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Arzneimittel und Therapie
Körperfett- und Leptinkonzentration: Bei Übergewichtigen
Das als Transmitter zwischen Körperfett und Gehirn fungierende Hormon Leptin wird ausschließlich von den Fettzellen gebildet. Es informiert den Körper mit Hilfe eines Rezeptors im Hypothalamus über die Größe seiner Fettdepots. Auf diese Weise – so wurde im Tierversuch gezeigt – werden Nahrungsaufnahme und Energieverbrauch reguliert. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, daß die absoluten Leptinwerte bei übergewichtigen Patienten deutlich höher sind als bei Normalgewichtigen. Priv.-Doz. Dr. med. Gerhard Scholz und Mitarbeiter, Universität Leipzig, konnten darüber hinaus bei ihrer Untersuchung erstmals zeigen, daß bei einer signifikanten Zahl der adipösen Studienteilnehmer ein relativer Leptinmangel vorliegen könnte, wenn die Hormonkonzentration auf das Geschlecht und den Body-Mass-Index (BMI) bezogen wird. Die Arbeitsgruppe untersuchte das Verhältnis von Plasmaleptinspiegel und Körperfettdynamik während einer über zehnwöchigen diätetischen Intervention mit einem Diät- und Ernährungsprogramm. Die Übergewichtigen nahmen während des Programms täglich zwei Mahlzeiten in Form einer Nahrungsergänzung in Kombination mit einer Mischkostmahlzeit zu sich (durchschnittliche tägliche Kalorienzufuhr 1000 kcal). Die Analyse der Verlaufsdaten der adipösen Patienten ergab unabhängig vom Geschlecht eine einphasige, nichtlineare exponentielle Reduktion des Körperfettes und der Leptinwerte. Die Abnahme der Leptinspiegel erreichte nach sechs bis acht Wochen ein Plateau. Die Reduktion des Körperfettes dagegen dauerte wesentlich länger. Während einer mehrwöchigen hypokalorischen Diät scheint nach diesen Beobachtungen eine Entkopplung von Leptinverlauf und Körperfettmassenveränderung zu erfolgen. Diese Dissoziation von Körperfett- und Leptinverlauf wurde damit erstmals während Langzeitbeobachtung beim Menschen beschrieben. Da zunehmende Leptinkonzentrationen im Serum eine Gewichtszunahme offenbar nicht verhindern können, wurde bisher angenommen, daß bei Übergewichtigen eine Leptinresistenz besteht. Mutationen des Leptinrezeptors, wie man sie bei leptinresistenten Mäusen und Ratten fand, ließen sich im menschlichen Gewebe allerdings nicht nachweisen.
Führt relativer Leptinmangel zu mehr Appetit?
Im Tierversuch führt ein Leptindefizit unter anderem zu Appetitsteigerung, einer Abnahme des Energieverbrauchs, zu Übergewicht und Typ-II-Diabetes mit Insulinresistenz. Wenn Leptin auch bei Menschen ein Regulator von Nahrungsaufnahme und Energieverbrauch ist, könnte ein relativer Leptinmangel die Probleme von Übergewichtigen wie Appetitsteigerung, verminderter Grundumsatz und Zunahme von Körperfett erklären. Hinweise dafür lieferte auch eine Studie bei Pima-Indianern, bei denen sich bei niedrigen Leptinspiegeln langfristig eine Adipositas und ein Typ-II-Diabetes mellitus entwickeln. Weitere Untersuchungen sollen klären, ob die im Verhältnis zum BMI niedrigen Leptinspiegel vor oder während hypokalorischer Ernährung im Zusammenhang mit dem Jo-Jo-Effekt stehen. Gewichtsreduktionsprogramme sollten eine individuell angepaßte Energiemenge und optimale Nahrungszusammensetzung garantieren und auf diese Weise einem Jo-Jo-Effekt entgegenwirk
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