Arzneimittel und Therapie

CAST-Studie: ASS bei ischämisch bedingtem Schlaganfall

Wird Acetylsalicylsäure (ASS) schon ab der Akutphase des ischämisch bedingten Schlaganfalls gegeben, so übertreffen seine günstigen Wirkungen das geringfügig erhöhte Blutungsrisiko.

Dies ergab die CAST-Studie mit über 20000 chinesischen Schlaganfallpatienten. Acetylsalicylsäure (ASS) hat sich in der Akutbehandlung des Herzinfarktes bewährt. Auch die Langzeitbehandlung von Patienten mit früherem Herzinfarkt oder Schlaganfall senkt die Zahl schwerer Gefäßereignisse. Unklar war bislang, ob eine in der Akutphase des ischämisch bedingten Schlaganfalls begonnene ASS-Gabe mehr nutzt als schadet. Insbesondere befürchtete man ein erhöhtes Risiko intrakranialer Blutungen. In zwei groß angelegten klinischen Studien wurde jetzt die Wirkung einer rasch begonnenen ASS-Behandlung auf die frühe Letalität und Morbidität von Patienten mit Verdacht auf ischämisch bedingten Schlaganfall untersucht: im Chinese Acute Stroke Trial (CAST) und im parallel dazu in 31 Ländern durchgeführten International Stroke Trial (IST) mit insgesamt rund 40000 Patienten.

Die CAST-Studie erfaßte an 413 chinesischen Krankenhäusern 21106 Patienten mit Verdacht auf ischämisch bedingten Schlaganfall. Die Patienten hatten weder klare Indikationen noch klare Kontraindikationen für eine ASS-Gabe. Sie bekamen randomisiert und doppelblind täglich eine Filmtablette mit 160 mg ASS (n = 10554) oder Plazebo (n = 10552). Die Behandlung begann innerhalb von 48 Stunden nach Symptombeginn und dauerte 4 Wochen oder, falls dies ein früherer Zeitpunkt war, bis zur Krankenhausentlassung oder zum Tod des Patienten. Primäre Endpunkte waren der Tod des Patienten während der Behandlung sowie der Tod oder die Pflegebedürftigkeit bei der Krankenhausentlassung. Die Patienten waren im Mittel 63 Jahre alt, zwei Drittel waren Männer. 72% waren jünger als 70 Jahre. Vom Symptombeginn zum Behandlungsbeginn vergingen im Schnitt 25 Stunden. Bei 87% der Teilnehmer war zum Ausschluß eines hämorrhagisch bedingten Schlaganfalls vor der Randomisierung ein CT-Scan aufgenommen worden.

Ergebnisse:
• In der ASS-Gruppe starben 343 Patienten (3,3%), in der Plazebogruppe 398 (3,9%). Dies entspricht einer Reduktion des relativen Risikos um 14%.
• Mit ASS traten weniger erneute ischämische Insulte auf – 167 (1,6%) gegenüber 215 (2,1%) –, aber geringfügig mehr hämorrhagische Insulte – 115 (1,1%) gegenüber 93 (0,9%).
• Der kombinierte Endpunkt Tod oder nichttödlicher Schlaganfall betraf 545 mit ASS (5,3%) und 614 (5,9%) mit Plazebo Behandelte. Dies entspricht einer Reduktion des relativen Risikos um 12%.
• Verstorben oder pflegebedürftig waren zum Zeitpunkt der Krankenhausentlassung 30,5% der mit ASS und 31,6% der mit Plazebo Behandelten. Dies ist ein nichtsignifikanter Trend zugunsten von ASS.
• Transfusionsbedürftige oder tödliche extrakraniale Blutungen waren mit ASS etwas häufiger als mit Plazebo. Sie betrafen 86 (0,8%) gegenüber 58 (0,6%) der Patienten.

Gemeinsam mit der IST-Studie zeigt die CAST-Studie den kleinen, aber klaren Nutzen einer frühen ASS-Gabe bei ischämisch bedingtem Schlaganfall: Die frühe ASS-Gabe verhindert pro 1000 Behandelte durchschnittlich neun Schlaganfälle oder Todesfälle. Unter den Überlebenden steigt die Häufigkeit schwerer Behinderungen nicht: Pro 1000 mit ASS Behandelte sind nach einigen Wochen 13 Patienten weniger gestorben oder pflegebedürftig geworden. Ein günstiger Nebeneffekt der frühen ASS-Gabe ist, daß vermutlich mehr Patienten anschließend langfristig mit ASS behandelt werden.

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