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Arzneimittel und Therapie
Hepatitis C: 5000 Deutsche infizieren sich jährlich
Die Hepatitis-C-Virusinfektionen stellen aufgrund ihrer relativen Häufigkeit, vor allem aber wegen ihres langen und chronischen Verlaufs ein sehr ernst zu nehmendes medizinisches und gesundheitspolitisches Problem dar. In den meisten Fällen verläuft die HCV-Infektion zunächst völlig ohne Krankheitsanzeichen oder aber mild, beispielsweise mit den Symptomen eines grippalen Infekts. In zirka 50 bis 70 Prozent der Fälle geht die Hepatitis C jedoch in eine chronische Verlaufsform über, die sich meist über viele Jahre schleichend in Müdigkeit und Abgeschlagenheit, verminderter Leistungsfähigkeit sowie unspezifischen Oberbauch- und Gelenkbeschwerden äußert. Bei etwa einem Drittel der Patienten mit einer chronischen Hepatitis C entwickelt sich die gefürchtete Leberzirrhose. Diese Patienten tragen zusätzlich ein hohes Risiko, ein Leberkarzinom zu entwickeln. Zur Zeit werden chronisch Erkrankte in der Regel mit Interferon behandelt. Bei etwa 50 Prozent der Patienten führt die Behandlung mit Interferon anfänglich dazu, daß das Virus sich nicht mehr nachweisen läßt. Nach dem Absetzen des Medikaments kommt es bei der Hälfte der Behandelten jedoch zu einer erneuten Aktivierung der Infektion. Nur bei 15 bis 20 Prozent der HCV-Patienten ist die Interferontherapie längerfristig erfolgreich. Häufig treten bei der Behandlung mit Interferon Nebenwirkungen auf, die sich meist als grippeähnliche Symptome, wie Fieber, Kältegefühl bis hin zum Schüttelfrost, Kopf-, Glieder- und Muskelschmerzen sowie Abgeschlagenheit und Konzentrationsstörungen äußern. Bei allen chronisch HCV-Infizierten besteht natürlich die Sorge, andere Menschen anzustecken, zumal eine Schutzimpfung gegen Hepatitis C noch nicht verfügbar ist. HCV wird in erster Linie auf parenteralem Weg, durch das Eindringen von Blut einer infizierten Person in die Blutbahn oder das Gewebe eines Empfängers übertragen. Da das Virus auch in anderen Körperflüssigkeiten nachgewiesen werden kann, sind weitere Infektionswege nicht ausgeschlossen. Das Übertragungsrisiko innerhalb der Familie kann jedoch als gering eingeschätzt werden. Trotzdem ist die Benutzung eines Kondoms beim Sexualverkehr anzuraten sowie die Vermeidung des ungeschützten Kontakts anderer Personen zum Blut oder Körperflüssigkeiten Infizierter notwendig. Die für Blutspenden vorgeschriebene Testung auf Anti-HCV-Antikörper und die Quarantänelagerung von Frischplasma einerseits sowie wirksame Virusinaktivierungsverfahren bei der Herstellung von Plasmakomponenten andererseits bieten einen hohen Sicherheitsstandard hinsichtlich der Übertragung von HCV durch Blut und Blutprodukte. Ein geringes Restrisiko bleibt bei den nicht inaktivierbaren Blutkonserven aufgrund des sogenannten ≥diagnostischen Fensters", der Zeitspanne, in der durch heute verwendete Nachweisverfahren eine Infektion noch nicht erfaßt wird.
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