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- DAZ 35/1997
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Arzneimittel und Therapie
Östrogene: Prophylaxe und Therapie der Alzheimer-Erkrankung?
In einer Vielzahl von Studien ist der Einfluß der Östrogene auf Hirnnervenzellen untersucht worden. Dabei wurden drei wichtige Wirkungen des Hormons auf die Neuronen festgestellt, über die es möglicherweise Lernen und Gedächtnis verbessert: biochemische Veränderungen, ein vermehrtes Nervenwachstum und der Schutz vor Giftstoffen. Beispielsweise erhöhte eine Östrogengabe bei weiblichen Ratten, deren Eierstöcke entfernt worden waren, die Konzentration der Cholin-Acetyltransferase, die den Neurotransmitter Acetylcholin bildet. Bei der Alzheimer-Erkrankung gehen solche Acetylcholin freisetzenden Nervenzellen im Vorderhirn in großer Zahl zugrunde. Östrogene scheinen jedoch nicht nur die Neurotransmitterbildung, sondern auch den Aufbau und den Erhalt der Synapsen sowie kongitive Leistungen zu fördern. Ratten und Affen mit hohen Östrogenblutspiegel erbrachten bei kognitiven Aufgaben bessere Leistungen als Kontrolltiere mit niedrigen Spiegeln. In ersten Studien konnte auch bei Menschen der Zusammenhang zwischen Östrogen und Gedächtnisleistung bestätigt werden. Mehrere kleine klinische Studien weisen auf eine Gedächtnisverbesserung durch Östrogene bei Alzheimer-Patienten hin. Beispielsweise bekamen in einer Doppelblindstudie sechs Frauen mit leichter Alzheimer-Erkrankung zwei Monate lang Östrogenpflaster, wie sie zur Hormonsubstitution in der Postmenopause eingesetzt werden. Fünf der Frauen verbesserten ihr Wortgedächtnis und ihre Aufmerksamkeit bemerkenswert. Die Ergebnisse einer Studie mit 120 Alzheimer-Patientinnen werden im übernächsten Jahr erwartet. Inzwischen mehren sich auch die Hinweise darauf, daß Östrogene den Erkrankungsausbruch verhindern oder zumindest verzögern können. So wurden in einer amerikanischen Studie 1124 geistig gesunde ältere Frauen zur Östrogeneinnahme befragt und ein bis fünf Jahre lang auf den Ausbruch eines Morbus Alzheimer beobachtet. Die Anwendung von Östrogenen über mehr als ein Jahr scheint das Risiko einer Frau, an Alzheimer zu erkranken, bis zu 5% pro Jahr zu senken.
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