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- DAZ 35/1997
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Die Seite 3
Editorial
Schwül war es in den letzten Tagen. Da wundert es nicht, wenn sich ab und an ein paar Gewitterwolken am Himmel zeigen. Und wenn es sogar mal kracht. Als instabil erwies sich zum Beispiel die Großwetterlage im Raum Hessen/Niedersachsen, wo in der zweiten Augustwoche ein kräftiges Gewitter niederging. Es krachte beim Deutschen Apothekerverband. Anlaß dafür gab der Landesapothekerverband Niedersachsen, der quasi im Alleingang einen Vertrag mit den Kassen und der Kassenärztlichen Vereinigung ausgehandelt hatte zur Abgabe von besonders niedrigpreisigen Arzneimitteln, wenn der Arzt die Substitution freigegeben hat. Die Apothekerinnen und Apotheker und sogar einige Spitzen von Landesverbänden erfuhren von diesen Machenschaften erstmals durch einen Bericht in der DAZ. Mit einem solchen Alleingang der Niedersachsen konnten sich einige Landesverbände nicht einverstanden zeigen. Mit großer Mehrheit wurde der niedersächsische Antrag denn auch auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung des Deutschen Apothekerverbands abgelehnt. Und um weiteren Alleingängen von Apothekerverbänden vorzubeugen, wurde gleich noch ein Antrag angenommen, daß in Zukunft Verträge auf Landesebene, die bundesweite Auswirkungen auf das Verhältnis zwischen Mitgliedsorganisationen und Kostenträgern haben, rechtzeitig im Vorstand des Deutschen Apothekerverbands zu erörtern seien. Gewittrig sieht es nach wie vor auch zwischen den beiden Apothekergruppierungen aus, die sich um die Versorgung von Krankenhäusern bemühen. Nach den Äußerungen von ADKA-Chef Hugo Krämer, der die krankenhausversorgenden Apotheker als "entbehrlich" bezeichnete, wehrt sich jetzt der Bundesverband der krankenhausversorgenden Apotheker gegen Vorwürfe der Krankenhausapotheker und stellt das Spannungsfeld von Krankenhausapothekern und krankenhausversorgenden Apothekern aus seiner Sicht dar. Schwarze Wolken wird es wohl auch geben, wenn im kommenden Herbst lauter über Möglichkeiten zur Kappung der Arzneimittelpreisverordnung nachgedacht werden wird. Auch hier meldete bereits die DAZ Mitte Juli die ersten Hinweise, wie man sich in Eschborn und in Bonn die Aufschläge für hochpreisige Arzneimittel vorstellen könnte. Auch wenn das Eschborner Blatt solche Meldungen unlängst noch als "Sommertheater" apostrophierte – die Überlegungen zur Kappung der AMpreisV laufen hinter der Bühne weiter. Der Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels beispielsweise schlug dem Bundeswirtschaftsminister vor, bei Arzneimitteln mit einem Herstellerabgabepreis von über 1785 Mark anstelle der prozentualen Aufschläge nur noch einen Festzuschlag für den Großhandel zu berechnen, nämlich den für diesen Preis gültigen Großhandelszuschlag. Und von wegen Sommertheater: Angeblich, so wird kolportiert, sollen manche Kassen sogar über einen Einheitsaufschlag nachdenken. Die Hitze macht eben doch zu schaffen... Da bekommt auch schon mal das eine oder andere Zitat einen anderen Zungenschlag: AOK-Chef Ahrens verlangte mit heftigen Worten auch die Nullrezepte von den Apotheken. Würden sie nicht eingereicht, wäre das "Betrug". Wir zitierten. Das sorgte für Wirbel. Werden also Nullrezepte doch mit dem fünfprozentigen Kassenrabatt belegt? Keine Angst, liebe Kolleginnen und Kollegen, auch die AOK beteuerte, daß daraus kein Rabatt abgezogen wird. Aber die Rezepte sind für die Statistik wichtig und deshalb müssen sie eingereicht werden.
Also cool bleiben, die Gewitterwolken ziehen weiter.
Ihr Peter Ditze
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