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Arzneimittel und Therapie
Migränetherapie: Neuer Serotoninagonist Zolmitriptan
Die Pathophysiologie der Migräne ist noch nicht in allen Einzelheiten geklärt. Man nimmt heute an, daß die Aktivierung des trigeminovaskulären Systems, das durale und zerebrale Arterien über sensorisch afferente Nervenfasern des Trigeminusnervs mit Hirnstamm, Thalamus und kortikalen Schmerzzentren verbindet, eine entscheidende Rolle spielt (trigeminovaskuläre Theorie). Durch efferente Impulse werden zerebrale und durale Gefäße erweitert. Diese Vasodilatation führt zu einer Depolarisierung trigeminaler Axone und zu einer zentralen Übermittlung des Schmerzsignals. Da an der initialen Aktivierung des trigeminovaskulären Systems der Neurotransmitter Serotonin maßgeblich beteiligt ist, bietet der Einsatz von Serotoninagonisten einen interessanten Therapieaspekt. Zolmitriptan ist ein selektiver 5-HT1B/1D-Rezeptoragonist, der über einen dualen Wirkmechanismus verfügt. Zolmitriptan kann als lipophiles Molekül die Blut-Hirn-Schranke überwinden und wirkt zentral und peripher. Peripher blockiert Zolmitriptan die Freisetzung vasoaktiver Neuropeptide und verhindert somit auch das Entstehen einer neurogenen Entzündung. Zentral hemmt Zolmitriptan die Kopfschmerzempfindung, die vom trigeminovaskulären System über den Nucleus trigeminus caudalis zu höheren Zentren vermittelt wird. Pharmakokinetik: Zolmitriptan verfügt über eine gute orale Bioverfügbarkeit von 48% (Sumatriptan: 14%). Nach oraler Einnahme wird Zolmitriptan zu 64% resorbiert, therapeutisch wirksame Spiegel werden in weniger als 60 Minuten erreicht und bis zu sechs Stunden aufrechterhalten. Bei Patienten mit Leberinsuffizienz ist eine Dosisanpassung angezeigt. Dosierung und Wirksamkeit: Die übliche Einmaldosis beträgt 2,5 mg. Bereits nach einer Stunde kommt es zu einer deutlichen Reduktion des Kopfschmerzes, die sich nach zwei (64% unter Zolmitriptan vs. 35% Plazebo) und vier Stunden deutlich fortsetzt. Eine völlige Kopfschmerzfreiheit wird in 35 bis 50% erzielt. Ein Wiederauftreten des Kopfschmerzes erfolgt bei 24% (vs. 40% unter Sumatriptan). Langzeitstudien ergaben, daß weder Wirksamkeit noch Verträglichkeit von Zolmitriptan abnehmen. Die Wirksamkeit von Zolmitriptan ist unabhängig von Alter oder Geschlecht; teilweise ist Zolmitriptan auch wirksam bei bisherigen Non-Respondern auf Serotoninagonisten. Bei manchen Patienten wirkt Zolmitriptan besser als Sumatriptan; möglicherweise spielen bei diesen Patienten die zentralen Mechanismen eine größere Rolle. Zolmitriptan bessert auch migräneassoziierte Symptome wie Nausea, Erbrechen, Phono- und Photophobie. Unerwünschte Wirkungen: Zu unerwünschten, aber überwiegend milden Begleitwirkungen zählen Schwächegefühl, Übelkeit, Schwindel, Schläfrigkeit, Parästhesien. Zolmitriptan führt zu keinen Veränderungen von EKG, Blutdruck oder Laborparametern. Interaktionen mit anderen Pharmaka sind nicht zu erwarten.
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