- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 40/1997
- Randnotiz
DAZ aktuell
Randnotiz
Die Wirtschaftsseiten der Tageszeitungen beschäftigten sich in den letzten Tagen intensiv mit den geplanten Aktivitäten des Lebensmitteldiscounters Aldi: dem Einstieg in das Sortiment der freiverkäuflichen Arzneimittel. Sie verschaffen dieser Aktion dadurch ungewollt eine kaum zu überbietende PR - eine bessere Aufmerksamkeitssteigerung und Werbung können sich die Aldi-Brüder gar nicht wünschen.
Bereits im Frühsommer wurde bekannt, daß der Discounter diesen Schritt unternehmen und seine Mitarbeiter in Crashkursen den erforderlichen Sachkundenachweis beibringen lassen wird (wir berichteten und kommentierten), um die nichtapothekenpflichtigen Pillen, Tropfen und Tonika in seinen Regalen plazieren zu dürfen. Jetzt rückt der Termin näher: Nach Angaben der Lebensmittel Zeitung startet Aldi Süd im November. "Alarmstimmung im Markt", OTC-Branche weiter in Aufruhr" und "Aldi-Einstieg in OTC-Markt alarmiert die Branche" - das sind nur einige Schlagzeilen aus Branchenblättern, die den Markt beobachten.
Und tatsächlich, es herrscht einige Unruhe, auch bei den Apotheken. Wie wird sich das Aldi-Sortiment auf den Apotheken-OTC-Umsatz auswirken? Bleiben die Apotheken auf ihrem Franzbranntwein, ihren Herz-Kreislauftonika und Knoblauchpillen sitzen? Greifen die Kunden jetzt lieber in die braunen aufgeschlitzten Kartons im Stapelregal statt sich in der Apotheke zu informieren und beraten zu lassen?
Keiner wagt, Prognosen abzugeben, ich auch nicht. Es sind zu viele Unwägbarkeiten dabei. Aldi hält sich übrigens bis heute sehr bedeckt und gibt nicht einmal auf Nachfrage Auskünfte über diese Initiative. Es sollen angeblich neun Produkte sein, die unter einem einheitlichen Markendach angeboten werden. Aldi dürfte vermutlich die Umsatzrenner ausgewählt haben wie z. B. Knoblauch- und Herzkreislaufpräparate, Melissengeist, Fenchelhonig und Ginseng. Wer Aldi beliefert, ist bis heute nicht zweifelsfrei bekannt.
Die Branche der Lebensmitttelmärkte selbst sieht den Markt der freiverkäuflichen OTC-Arzneimittel positiv: anhaltender Trend zur Selbstmedikation und bisher schon gute Umsätze in diesem Markt. Denn: Aldi ist nicht der erste. Bereits heute finden Sie in Drogeriemärkten und Reformhäusern, aber auch beim Großversandhaus Quelle starke OTC-Marken.
Und daher meine ich: erst mal cool bleiben und beobachten. Mehr Angst vor Aldi müssen die unmittelbaren Mitbewerber haben, die sich auf diesem Markt tummeln, und nicht die Apotheken. Freiverkäufliche Arznei gibt es bereits "draußen". Weisen Sie auf Qualität und höhere Dosierung der Apothekenpräparate hin. Aldi kommt - und wir bleiben.
Peter Ditzel
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.