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Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Tageszeit bestimmt Risiko

Viele Körperfunktionen ändern sich im 24-Stunden-Rhythmus. So treten z. B. auch Herz-Kreislauf-Ereignisse gehäuft am Morgen ein. Die Pharmakotherapie sollte daher dem biologischen Tagesrhythmus angepaßt werden.

Herzinfarkte und vorübergehende Durchblutungsstörungen des Herzens treten gehäuft am frühen Morgen auf. Das kann theoretisch verschiedene Ursachen haben: Wenn die körperliche und geistige Aktivität nach dem Aufwachen zunimmt, wenn mehr Catecholamine und Cortison ausgeschüttet werden, dann steigen die Anforderungen an die Herzleistung. Gleichzeitig kann die Sauerstoffzufuhr zum Herzen abnehmen, weil Gefäßtonus und Blutvolumen zunehmen und die Blutplättchen stärker aneinander haften. In der Summe senken diese Faktoren die Schwelle für eine Myokardischämie.
Ein Schlaganfall ereignet sich bevorzugt am späten Morgen. Eine Studie belegt, daß ältere Hochdruckpatienten mit extremem nächtlichem Blutdruckabfall (über 20% Senkung gegenüber dem mittleren Tageswert) häufiger klinisch stumme zerebrale Läsionen entwickeln als Patienten mit normalem nächtlichem Blutdruckabfall (10 bis 20% Senkung gegenüber dem mittleren Tageswert).

Konsequenzen für Diagnose und Therapie

Welcher Hochdruckpatient kennt schon seinen zirkadianen Blutdruckverlauf? Technische Probleme bestehen nicht. Es gibt ambulante Meßgeräte, die vom Patienten während des ganzen Tages getragen werden und zwischen 75- und 300mal pro Tag den Blutdruck und die Herzfrequenz aufzeichnen. Diese Methode ist den sporadischen Messungen weit überlegen: Der ≥Alltags"-Blutdruck in gewohnter Umgebung wird zugänglich, die Ergebnisse sind besser reproduzierbar, und die große Zahl der Messungen ermöglicht detaillierte Auswertungen. Zum Beispiel kann genau gezeigt werden, wie ein blutdrucksenkendes Mittel den frühmorgendlichen Blutdruckanstieg verändert.
In der sogenannten Chronotherapie wird versucht, die Arzneimittelverfügbarkeit dem tageszeitabhängigen Bedarf anzupassen. Es erscheint sinnvoll, Präparate gegen Bluthochdruck oder Angina pectoris in den ersten Stunden nach dem Aufwachen in hoher Dosis, nachts dagegen in niedriger Dosis anzubieten. In kleineren Studien wurde die morgendliche Einnahme von Atenolol, Nifedipin oder Amlodipin mit der abendlichen Einnahme verglichen, doch die Ergebnisse sind nicht aussagekräftig. Nur für den ACE-Hemmer Quinapril ergab sich ein statistisch signifikanter Vorteil bei Tabletteneinnahme zur Nacht. So faszinierend die Chronotherapie auch ist – ihre Möglichkeiten sind erst wenig untersucht.





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