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Gentechnisch veränderte Immunzellen: Bei Knochenmark-Transplantationen

Mehr als die Hälfte aller Patienten, die eine Knochenmark-Transplantation erhalten, entwickeln eine Graft-versus-host-disease (GVHD, ≥Transplantat-gegen-Empfänger-Reaktion"). Mit Hilfe von gentechnisch veränderten Lymphozyten kann der Ausbruch einer GVHD verhindert werden.

Bisherige Versuche, den die GVHD auslösenden Spenderlymphozyten Einhalt zu bieten, verliefen zwar erfolgreich, waren aber von unangenehmen Nebeneffekten begleitet: Alle reifen Lymphozyten wurden vor der Transplantation aus dem Spendermark ≥herausgesiebt", was zur Folge hatte, daß die Patienten anfälliger gegenüber Infektionen waren und eher zu einem erneuten Krebsausbruch neigten. Mit Hilfe der Gentechnik ist es nun erstmals möglich, die rebellierenden Lymphozyten unter Kontrolle zu bekommen.

Immunzellen mit ≥Suizid"-Gen
Italienischen Wissenschaftlern gelang es, die Spenderlymphozyten mit einem Gen auszustatten, das die Information zur Synthese des Enzyms Thymidinkinase trägt. Mit Hilfe dieses Enzyms ist das Virostatikum Ganciclovir in der Lage, die meuternden Immunzelle zu töten. Ganciclovir greift in die DNA-Synthese der Immunzelle ein und erreicht durch die Anwesenheit der Thymidinkinase eine deutlich erhöhte Wirkungsselektivität – Ganciclovir wird zum tödlichen Agens.
Ermutigt durch erfolgreiche Ergebnisse im Tierversuch an Mäusen wurden 1993 erstmals mit ≥Selbstzerstörungsmechanismus" ausgerüstete Spenderlymphozyten an Patienten verabreicht. Diese Lymphozyten konnten im Körper der Krebskranken erfolgreich Tumorzellen bekämpfen, so daß nach einem Jahr fünf der acht Patienten teilweise oder gänzlich beschwerdefrei waren. Drei Patienten entwickelten im Verlauf der Therapie eine GVHD. Durch Einnahme von Ganciclovir wurde diese Immunattacke bei zwei der Patienten niedergeschlagen, beim dritten Patienten konnten die Auswirkungen der GVHD zumindest gemildert werden. Die Leiter der Studie vermuten, daß bei diesem Patienten die Spenderlymphozyten keine oder zu wenig Thymidinkinase synthetisierten. Ende des Jahres soll die Wirkung von gentechnisch veränderten Spenderlymphozyten in Kombination mit Ganciclovir im Rahmen einer europaweiten Studie getestet werden.




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