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Thrombozyten-Rezeptorenblocker: Bei instabiler Angina pector

Seit einiger Zeit stehen neben Acetylsalicylsäure und Heparin auch spezifische Thrombozyten-Rezeptorenblocker zur Therapie der instabilen Angina pectoris zur Verfügung.

Ihre Wirkung besteht darin, daß sie die Bindung des Fibrinogens an die spezifischen Oberflächenrezeptoren der aktivierten Thrombozyten blockieren und somit die gemeinsame Endstrecke aller Reaktionswege, die zur Thrombusbildung führen.

Erste Studienergebnisse deuten darauf hin, daß Thrombozyten-Rezeptorenblocker aufgrund ihrer günstigen klinischen Wirkung bei Patienten mit instabiler Angina pectoris eine äußerst wertvolle Erweiterung des therapeutischen Spektrums darstellen. In der PRISM-PLUS-Studie (PRISM PLUS = platelet receptor inhibition of ischemic syndrome management in patients limited to very unstable signs and symptoms), in die 1560 Patienten eingeschlossen wurden, erhielten die Hälfte der Patienten zusätzlich zu Acetylsalicylsäure und Heparin den Thrombozyten-Rezeptorenblocker Tirofiban (Aggrastat®, in Deutschland noch nicht im Handel). Durch die zusätzliche Gabe der Substanz konnte der primäre Studienendpunkt, d.h. das Gesamtrisiko für Herzinfarkt, Tod und refraktäre myokardiale Ischämien, nach sieben Tagen um 34% gesenkt werden. Auch nach 30 Tagen wurde ein Gesamtrisikoreduktion von 23% verzeichnet. Nach sieben Tagen reduzierte sich das kombinierte Risiko für Herzinfarkt und Tod sogar um 44% (8,3% vs. 4,9%), das isolierte Infarktrisiko um 47% (7,0% vs. 3,9%).
In einer weiteren Studie (PRISM = platelet receptor inhibition of ischemic syndrome management) wurde an 3231 Patienten mit instabiler Angina pectoris die Wirkung von Tirofiban im Vergleich zu Heparin i.v. untersucht. Alle Patienten erhielten Acetylsalicylsäure. Nach ca. 48 Stunden war das kardiale Gesamtrisiko (primärer Endpunkt) für Tod, Herzinfarkt und refraktäre Ischämie in der Tirofiban-Gruppe um 36% und nach 30 Tagen um 39% gegenüber der mit Heparin behandelten Gruppe reduziert. Dieses ist die erste und einzige große klinische Studie, in welcher ein Thrombozyten-Rezeptorenblocker nicht in Kombination mit Heparin, sondern versus Heparin bei Patienten mit instabiler Angina pectoris untersucht wurde.
In beiden Studien fand sich kein erhöhtes Blutungsrisiko unter dem Thrombozyten-Rezeptorenblocker. Auf der Basis dieser Studienergebnisse darf man davon ausgehen, daß Tirofiban bei Patienten mit instabiler Angina pectoris bzw. Non-Q-wave-Myokardinfarkt den klinischen Verlauf und die Prognose signifikant verbessert, ohne daß die Komplikationsrate bezüglich Blutungen erhöht wird.


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