Arzneimittel und Therapie

Reisemedizin: Welche Impfungen brauchen Reisende?

Gerade Reisende, die ihre Impfprophylaxe auf die vordringlichsten Impfungen beschränken, sollten zusätzlich Verhaltenshinweise zum Schutz vor sonstigen Infektionen mit auf den Weg nehmen.

Grundsätzlich sollte jede Fernreise den Reisenden dazu veranlassen, seinen Impfschutz zu überprüfen. Allgemein empfohlen wird die Auffrischung der Standardimpfungen gegen Tetanus, Diphtherie und Poliomyelitis. Bei allen Personen, die schon einmal grundimmunisiert worden sind, genügt eine einzige Auffrischimpfung. Dabei kann die Grundimmunisierung 10, 20, ja sogar 30 Jahre zurückliegen. Dies gilt sowohl für die Tetanus- und Diphtherie- als auch für die Poliomyelitisimpfung.

Neben diesen Standardimpfungen gibt es Impfungen, die in manchen Ländern vorgeschrieben sind, sowie Impfungen, die bei erhöhtem Risiko zu empfehlen sind. Das Risiko hängt nicht nur vom Reiseziel ab, sondern auch von der Reisezeit, vom Reisestil und vom Reisenden selbst.
Gegen Gelbfieber impft man in der Regel nur, wenn man in ein Land reist, das die Impfung vorschreibt. Die Impfung kann für alle Reisenden vorgeschrieben sein oder nur für ≥Reisende aus Infektionsgebieten". Für Cholera wurde die Impfpflicht, die früher in vielen Ländern galt, aufgehoben. Die Choleraimpfung ist im allgemeinen nur einem ausgewählten Personenkreis (vor allem Ärzten und Sozialarbeitern in Choleragebieten) zu empfehlen. Der Impfschutz erreicht nur 65%. Wichtiger als die Impfung ist ein korrektes Hygieneverhalten. Gegen Cholera gibt es zwei neue orale Impfstoffe, die in Deutschland noch nicht zugelassen sind: Orochol aus der Schweiz und Cholera-Vaccine aus Schweden. Die Typhus-Schluckimpfung erreicht ebenfalls nur einen Impfschutz von 60 bis 70%. Sie wird dreimal eingenommen – am Tag 1, 3 und 5. Gleichzeitig dürfen weder Antibiotika noch Abführmittel angewendet werden. Auch eine Malariaprophylaxe darf erst drei Tage nach der letzten Kapsel beginnen. Solche Vorschriften entfallen bei der Injektionsimpfung, bei der kein lebender, sondern ein abgetöteter Erreger verabreicht wird.

Das Hepatitis-A-Erkrankungsrisiko liegt in Mitteleuropa bei etwa 1:100000 bezogen auf einen drei- bis fünfwöchigen Aufenthalt. Schon in Süditalien steigt das Risiko auf 1:15000 und in Indien auf 1:200 (bei Trampern sogar auf 1:50). Von den unter 30jährigen Deutschen haben nur 2 bis 3% eine Hepatitis-A-Infektion durchgemacht und sind daher geschützt. Dagegen sind von den über 50jährigen mehr als die Hälfte seropositiv. Daher sollte man bei Personen ab 50 Jahre erst den Hepatitis-B-Antikörperstatus feststellen, bevor man impft.
Der Hepatitis-B-Impfstoff ist sehr teuer. Durch Kombination mit der Hepatitis-A-Impfung kann man Kosten sparen. Hepatitis B wird vor allem durch Geschlechtsverkehr und durch unsterile Spritzen, Nadeln sowie medizinisches Gerät übertragen. Die Impfung empfiehlt sich bei Langzeitaufenthalten in Hyperendemiegebieten. In die Reiseapotheke von Fernreisenden in die meisten afrikanischen oder asiatischen Länder gehören unbedingt sterile Nadeln und Spritzen.

Eine Impfung gegen Meningokokken-Meningitis kommt bei Reisen in Länder des sog. Meningitis-Gürtels (Südamerika, Afrika, Indien) in Frage.
Die Japan-Enzephalitis tritt in China und Japan auf, und zwar fast nur im Landesinneren. Sie wird durch Mücken übertragen. Der Impfstoff muß aus Japan importiert werden.

Die Tollwut ist noch immer eine unberechenbare Krankheit. In Indien beispielsweise gibt es pro Jahr 2500 bis 50000 Tollwutfälle. Eine Impfung unmittelbar nach der Verletzung (Bisse durch tollwütige Hunde oder Katzen) reicht aus. Ist der Impfstoff im Reiseland nicht verfügbar, sollte der Patient sofort nach Hause fliegen und die Impfung nachholen. Sobald das Virus ins Nervensystem eingedrungen ist, kommt die Impfung zu spät.



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