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Arzneimittel und Therapie
Klinisch getestet: Wirkstoffe gegen Cellulite
Die Bezeichnungen für "Cellulite" sind vielfältig. Begriffe wie Lipodystrophie, Panniculite oder ödemato-fibrosklerotische Panniculopathie deuten darauf hin, daß immer mehr über die störenden Hügelchen auf der Haut bekannt ist. Drei krankhafte Veränderungen lassen sich feststellen: venolymphatische Störungen, eine Entzündung des Bindegewebes und, vor allem, ein Ungleichgewicht zwischen Lipolyse und Lipogenese in den Fettzellen. Bei Fettüberschuß werden in den Adipozyten Triglyceride gespeichert, bei Energiebedarf wieder gespalten und in den Blutkreislauf abgegeben. Befinden sich Lipogenese und Lipolyse weitgehend im Gleichgewicht, bleibt die Größe der Adipozyten unverändert. Werden dagegen zu viel Triglyceride gespeichert, vergrößern sich die Fettzellen zu hypertrophen Adipozyten, die auf das 50fache ihres ursprünglichen Umfangs anwachsen können.
Regulierung über Rezeptoren
Die Lipolyse in den Adipozyten, die cAMP-abhängig ist, wird über lipolytische und antilipolytische Rezeptoren reguliert. So führt die Aktivierung des Beta-Rezeptors, beispielsweise durch Noradrenalin, zu einer Erhöhung von cAMP und damit letztlich zur Lipolyse. Die Stimulierung antilipolytischer Rezeptoren senkt dagegen cAMP, hemmt die Lipolyse und fördert die Lipogenese und damit die Entstehung hypertropher Adipozyten. Zu den bekannten antilipolytischen Rezeptoren gehört der Alpha-2-Rezeptor. Neu entdeckt wurde zusätzlich der Neuropeptid-Y-Rezeptor. Bei einer Cellulite dominieren auf den Adipozyten diese beiden antilipolytischen Rezeptoren und behindern den Fettabbau. Die unschöne Folge: Fettspeicherung im Unterhautfettgewebe.
Hemmung von Alpha-2- und NPY-Rezeptoren
Aus Meeresbakterien und Aktinomyzeten wurden nun die Biofaktoren alpha und gamma isoliert. Sie hemmen beide antilipolytischen Rezeptoren und aktivieren so die Lipolyse in den Adipozyten. Die Anlagerung von Fett wird verhindert und der Fettabbau gefördert. Sie sind quasi die Wirksubstanzen des neuen Cellulitefluids. Daneben enthält es Aloe, Tee-, Efeu- und Kamillenextrakte sowie hydrolysiertes Weizenprotein, die feuchtigkeitsspendend, straffend und gefäßverengend wirken sollen. Ungewöhnlich für ein Kosmetikum: Die Wirksamkeit wurde nicht nur in Fettzellkulturen, sondern auch in einer plazbokontrollierten Doppelblindstudie nachgewiesen.
Deutliche Verringerung des Oberschenkelumfangs
Die Teilnehmerinnen der Studie trugen 60 Tage lang morgens und abends Lipofactor Fluid oder Plazebo auf die Oberschenkel auf. Ausgewertet wurden von den ursprünglich 180 Probandinnen allerdings nur 150. Der Grund: nach Abschluß der Studie wurden alle Frauen ausgeschlossen, die während der Studiendauer mehr als zwei Kilo abgenommen hatten. Sie hätten das Studienergebnis schönen und damit anfechtbar machen können. Die Wirksamkeit wurde anhand von drei Parametern festgestellt: Messung des Oberschenkelumfangs mit Zentimetermaß, Dicke des Fettgewebes per Ultraschall sowie Bestimmung der Fettmasse per biphotonischer Absorptiometrie. Nach 60 Tagen zeigte sich unter Lipofactor ein klarer Vorteil gegenüber Plazebo: Der Oberschenkelumfang verringerte sich um 0,92 cm, die Echographie ergab einen Rückgang um 1,3 cm, und die Fettmasse reduzierte sich um 58% mehr als unter Plazebo. Auch in einer Reihe weiterer Anwendungstests an insgesamt 1000 Frauen erwies sich Lipofactor als wirksam.
Wer schön sein will...
Trotzdem - ein Wermutstropfen bleibt: Wird das Fluid abgesetzt, können sich die Adipozyten wieder vollfressen. Wer also cellulitefrei leben will, muß das Fluid täglich anwenden, und das über Jahre - oder zumindest über die Sommermonate. Das bedeutet nicht nur täglich konsequentes Auftragen. Auch der Geldbeutel wird beansprucht: 200 ml Lipofactor, die etwa zwei Monate reichen, werden DM 39,50 kosten. Aber wie heißt es immer so passend: Wer schön sein will, muß leiden - in vielerlei Hinsicht.
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