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Fragen wir unseren Arzt!
Es war so, wie es immer ist. Die anderen reden, und wir schweigen. Und das ist zum Heulen. "Bittere Pillen" wurden im Fernsehen verabreicht, in der ersten Reihe, bei Frau Christiansen. Zwar eine der schwächsten Talk-"Masterinnen" der Republik, aber das tut hier und heute nichts zur Sache. Es geht um eine andere schwache Leistung, nicht um die der Sabine C. Es geht um die "Leistung" der deutschen Apotheker: Sie lieferten - einmal mehr - eine Nullnummer. Ausgerechnet beim Thema "Bittere Pillen"! Bei unserem ureigenen Thema also, da, wo wir Kompetenz einfordern und auch besitzen. Wo uns eigentlich keiner das Wasser reichen kann. Und wo wir uns wieder mal das Wasser abgraben ließen! Da sitzen doch sieben Menschen zusammen und lassen sich lang und breit über Arzneimittel und Mißbrauch und Selbstmedikation aus. Menschen aus der Pharmaindustrie, eine Schauspielerin, eine Ex-Skandalnudel, ein Mann der Kassen, ein Hausarzt, ein Pharmakologe. Aber - kein Offizin-Apotheker! Da schwadroniert Frau Christiansen über die "immer wichtigere Rolle des Apothekers", da kritisiert der Krankenkassenmann (der immerhin Pharmazeut ist) manche Apotheker ob ihrer "nicht immer vernünftigen Beratung", und da wird von Apothekern als "Ersatzärzten, aber auch Kaufleuten" berichtet. Doch die, um die es geht, glänzen durch Abwesenheit. Weit und breit kein Apotheker vor der Kamera. Unglaublich und unendlich traurig. Nina Hagen - eine ausgewiesene Fachfrau in Sachen Naturheilmittel - darf über die angeblichen Segnungen des Weizengrassaftes labern, unwidersprochen obendrein! Ein Hausarzt aus Hamburg muß die Ehre der deutschen Apotheker retten ("die sind unschuldig am Medikamentenmißbrauch - es sind die werbeverführten Patienten"); und unsereins hockt ohnmächtig vor der Glotze, gräbt wütend die Fingernägel in die Polstergarnitur und schreit in die TV-Nacht hinaus: "Warum nur, warum?!" Warum nur sind Deutschlands Apotheker fast immer so mies repräsentiert? Warum nur schaffen wir es nicht, uns ein paar eloquente Vertreter zu "ziehen", mit denen wir die wichtigen Schlachten unserer Gesellschaft, nämlich die in den Medien, erfolgreich schlagen können? (Kollege Glaeske zeigt, daß ein Pharmazieexamen kein Hindernis sein muß...) Es ist soo verdammt frustrierend: Ein Hausarzt wird ins Studio geladen, von uns keine Spur... Die Fingernägel im Polster, sie tun weh. Aber noch viel mehr schmerzt die Ohnmacht: Wie lange soll das noch so weitergehen?! Wegen Risiken und Spätfolgen fragen wir lieber unseren Arzt...
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