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- DAZ 13/1998
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Die Seite 3
Editorial
Lecker war sie, die kleine Tafel Schokolade, mit der in der vergangenen Woche die ABDA die rund 21000 Apothekenleiterinnen und -leiter Deutschlands für ein paar Sekunden des Auf-der-Zunge-Zergehens verwöhnt hat. Mit dem Öffnen des Schokopäckchens fiel den erstaunten Pharmazeuten auch ein Briefchen von ihrem Präsidenten in die Hand. Hierin klopfte er sich und uns allen auf die Schultern, stellte unsere Unverzichtbarkeit heraus und ermunterte dazu, uns und unsere Kompetenz auch unseren Kunden erlebbar zu machen. Wir als Offizinapothekerinnen und -apotheker sollten Profil zeigen und "unseren Kunden die einprägsame Gelegenheit geben, gute Erfahrungen mit uns zu machen". Im "PS" erfuhren wir, was es mit der süßen Post auf sich hat: Es war ein Experiment, an dem Sie unfreiwillig teilgenommen hatten - das Experiment, ob und inwieweit Sie überhaupt noch Post von der ABDA Aufmerksamkeit schenken und z. B. die teuren Pakete für die ABDA-Image-Kampagne wahrnehmen und einsetzen (siehe hierzu die Stellungnahme der Abteilung ABDA-Öffentlichkeitsarbeit auf Seite XX). So gesehen war die im Jargon der Öffentlichkeitsarbeiter Mailing genannte Massendrucksache an alle Apotheken ein Erfolg: originell, witzig, nachdenkenswert.
Aber es gibt eine andere Seite dieser Medaille. Viele Apothekerinnen und Apotheker haben über diese Aktion kritisch nachgedacht angesichts
a) der Kosten für den Präsidentenbrief mit Schokolade (rund 4 DM x 21000 = 84000 DM)
b) des Inhalts des Briefes (piep, piep, piep, Hans-Günter hat Euch lieb - wie Kritiker angesichts der aktuellen Schlagerszene kommentierten).
Anmerkung zu den Kosten: Es waren etwa 2 % des Etats der Imagekampagne, so gesehen zwar nicht wenig, aber sicher machbar. Und zum Inhalt: Nun, ABDA-Präsident Friese versuchte, die Aufmerksamkeit verstärkt auf die Imagekampagne zu lenken, was ihm mit einem Editorial in der Hauspostille PZ oder in den 08/15-Rundschreiben der Apothekerkammern kaum gelungen wäre. Jetzt haben sich immerhin einige Kolleginnen und Kollegen über diese Aktion aufgeregt, in den Leserbriefspalten der Fachzeitungen finden sich empörte Briefe und ich habe im Editorial laut darüber nachgedacht. Ob die ABDA allerdings gut beraten wäre, eine ähnliche Aktion noch mal zu starten?
Bleiben wir beim Image: Kampagne hin, Kampagne her, was wir dringend brauchen ist ein Vorzeige- oder "Fernsehapotheker"! Das Desaster bei der Christiansen-Talkshow am vorletzten Sonntag, bei der es um die bitteren Pillen ging und wieder mal ein Apotheker aus der Praxis fehlte, sollte sich nicht mehr wiederholen. Zwar wollte die ABDA Professor Dinnendahl von der Arzneimittelkommission ins Gefecht schicken, die Talkshow-Redaktion allerdings lehnte ab - verständlich, professoraler Sachverstand war dafür zu abgehoben. Für solche Zwecke braucht man einfach den oder die Apothekerin(in), die tatsächlich eine eigene Apotheke hat, hinterm Tresen steht und volksnah ist. Und man muß den- oder diejenigen guten Gewissens vor die Kamera setzen können, schlagfertig, gewandt und "telegen". Ich schließe mich dem ehemaligen Moderator des ZDF-Gesundheitsmagazins Praxis, Hans Mohl, an: Jammern wir nicht, suchen wir ihn oder sie!
Jetzt freue ich mich, Sie am Wochenende auf der Interpharm in Stuttgart zu treffen: Dort können Sie dann Fortbildung nicht nur hören, sondern mit allen Sinnen "schmecken"!
Ihr Peter Ditzel
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