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Bericht
Neue Approbationsordnung: Fit machen für die Zukunft
Welche Knackpunkte bei der Novellierung der Ausbildungsordnung bestehen, wurde beim Studentenforum der Landesapothekerkammer (LAK) auf der Interpharm in Stuttgart deutlich. Im Herbst könnte die Empfehlung der zuständigen Expertenarbeitsgruppe zur Änderung der Approbationsordnung dem Bundesgesundheitsministerium vorgelegt werden, so die Schätzung des Apothekendachverbands ABDA.
Studium entrümpeln
Dr. Christoph Theurer vom Ausbildungsausschuß der LAK Baden-Württemberg nannte die stärkere Mitwirkung von Studenten und Berufsverbänden im Studium etwa in Seminaren oder Referaten unabdingbar. Gegenstandskataloge und Lehrpläne müßten im Gegensatz dazu zurückgeschraubt werden, meinte Theurer, der bei dem Unternehmen SmithKline Beechham die Abteilung wissenschaftliche Information leitet. Im Hauptstudium sei eine Wahlpflichtveranstaltung nötig, aber auch Interdisziplinarität zwischen Chemie, Biologie und Medizin. Wichtig sei darüber hinaus ein dreisemestriges Praktikum, von dem je eines in einer Klinik- oder öffentlichen Apotheke abgeleistet werden solle, mit Mindeststandards für die Offizin. Eine sechsmonatige Diplomarbeit fördere die Eigenverantwortung der Studenten ebenso wie erweiterte Möglichkeiten, das Hauptstudium in Eigenregie zu organisieren.
Die Zukunft: Klinische Pharmazie
Dieter Köchel vom LAK-Weiterbildungsausschuß zeigte schwerpunktmäßig das Spektrum von Krankenhausapothekern auf. Er nannte Klinische Pharmazie - als einen Teil der Leistungen in der Klinikapotheke - als zukunftsträchtige Möglichkeit, den Patienten in den Mittelpunkt zu stellen. Zur Verdeutlichung wurde hervorgehoben, daß Klinische Pharmazie nicht gleichbedeutend mit Krankenhauspharmazie ist, sondern vielmehr patientenorientierte Pharmazie umfaßt, die auch in öffentlichen Apotheken umgesetzt werden kann.
Was ist pharmazeutische Informatik?
Kammergeschäftsführer und Moderator Baldur Kohm verwies zunächst auf die bestehenden Möglichkeiten bei Ärzten in medizinischer Informatik zur Promotion und Habilitation. Sie sei bereits an den Hochschulen, aber auch in den Kammern und dort als Zusatzbezeichnung "Medizinische Information" etabliert. Dr. Iris Milek , die die Weiterbildungsbelange in der Kammer leitet, sieht in der pharmazeutischen Information ein zukunftsträchtiges Feld. Kenntnisse darin werden ihren Worten zufolge in den unterschiedlichsten Bereichen bereits eingesetzt. Ist es in der Apotheke der Einsatz der ABDA-Datenbank oder anderer Beratungsprogramme, wird die Informatik in der Industrie in der Pharmakokinetik oder zur Strukturaufklärung eingesetzt und an der Hochschule bei der analytischen Datenaufnahme. Milek warb für mehr Offenheit auch Stellen gegenüber, bei denen nicht zuerst an Pharmazeuten gedacht wird. Apotheker könnten bei entsprechendem Knowhow in der Informationstechnik gut Positionen besetzen, deren Stellenbeschreibung nicht speziell für sie ausgewiesen sind, etwa als PC-Netzwerkspezialisten in der pharmazeutischen Industrie oder Zulieferern, wenn neben der Netzwerkpflege Fachkenntnisse zu den Produkten gefragt sind. Der pharmazeutische Informatiker müsse dabei nicht selbst programmieren, es stehen vielmehr Auswahl und Pflege des richtigen Programms an.
Denkbar sei eine Etablierung analog zu den Medizinern sowohl an der Hochschule mit Promotion und Habilitation, als auch als Zusatzbezeichnung der Kammern, wobei für letztere bereits im Studium Grundsteine zur Datenverarbeitung oder Dokumentation im Gesundheitswesen gelegt werden müssen.
Kritik an der Approbationsordnung
Breiten Raum nahm die Kritik an der in Arbeit befindlichen Approbationsordnung ein. Dr. Anette Immel-Sehr, die beim Apothekendachverband ABDA für die Ausbildung zuständig ist, informierte über den Stand der Arbeit der vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) berufenen Expertenkommission aus Hochschulvertretern, Studenten, ABDA / ADKA-Mitarbeitern, angestellten Apothekern sowie Mitarbeitern des Prüfungsinstituts IMPP. Dieses Gremium wird eine Empfehlung an das BMG erarbeiten, die Immel-Sehr für den Herbst 1998 in Aussicht stellte. Der mögliche Zeitablauf: Nach Versenden des Entwurfs aus dem BMG an die Fachkreise im Frühjahr 1999 und anschließend Einbringung in den Bundestag zu Weihnachten, könnte die neue Approbationsordnung im Frühjahr 2000 theoretisch alle Hürden des parlamentarischen Verfahrens genommen haben und im Herbst 2000 in Kraft treten. Konsens bestehe in der Arbeitsgruppe über die Kürzung bei den chemischen Fächern, aber auch in der Technologie und Biologie, der Erweiterung der theoretischen Ausbildung zu Lasten der Praktika sowie im Angebot von Wahlpflichtfächern. Über das praktische Jahr sei noch nicht beraten worden.
Kontra von Studenten
Über den Stellenwert der Chemie entspann sich eine teils hitzige Diskussion. Nach Abzug der Stunden für die Wahlpflichtfächer soll die Chemie einen Umfang von 40 Prozent behalten, Technologie und Biologie jeweils 20 Prozent, ein Fünftel entfiele auf Pharmakologie und Klinische Pharmazie. Diese 20 Prozent für medizinische Grundlagen hielt die Mehrzahl der Teilnehmer, die sich zu Wort meldeten, für zu wenig. Köchel verwies beispielsweise auf Nachbarländer wie Holland mit einem Anteil von 35 Prozent in dem Fach. Sämtliche Studentinnen und Studenten übten scharfe Kritik an der geplanten Gewichtung. Werde sie so umgesetzt, sei heute bereits absehbar, daß sie künftige Apotheker nicht zu modernen Aufgaben wie pharmazeutische Betreuung befähigen werde und daher schon wieder überholt sei. Die Studenten beklagten das übergroße Gegengewicht der Hochschulvertreter und deren "Pfründedenken" sowie speziell der Verteidiger der Chemie, die jedoch deutlich zu Gunsten etwa von Pharmakologie abspecken müßten. Heftig kritisiert wurde auch das derzeitige Seminarangebot, das mit teils 90 Teilnehmern den Namen gar nicht verdiene. Sollte die Arbeit in Kleingruppen gefördert werden, müßten mehr Assistenten zur Betreuung bereitstehen.
ABDA-Vertreterin Immel-Sehr nannte die pharmazeutische Chemie als Grundlage für das Studium unverzichtbar, ABDA und Bundesapothekerkammer dächten an einen Umfang von 38 Prozent Chemie. Der Befürchtung überfüllter Seminare hielt sie entgegen, daß bei Reduzierung des Praktikaanteils zugleich mehr Assistenten für die Studentenbetreuung frei werden.
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