Arzneimittel und Therapie

Trovafloxacin: Neue Waffe im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen

Resistenzentwicklungen gegen Antibiotika sind ein Phänomen, das seit Anfang der 90er Jahre auch in Deutschland zunehmend Probleme macht. Die Suche nach neuen Substanzen ist ein Weg, um der drohenden Gefahr Antibiotikaresistenz zu begegnen. Eine solche neue Substanz ist Trovafloxacin, das eine verbesserte Aktivität gegen grampositive und atypische Erreger sowie gegen Anaerobier besitzt.

Als neues Fluorochinolon wurde im Januar diesen Jahres Trovafloxacin in den USA unter dem Handelsnamen Trovan® zugelassen. In Europa wurde die Substanz im Rahmen eines zentralen europäischen Verfahrens geprüft und bereits positiv bewertet. Die mikrobielle Wirksamkeit von Trovafloxacin bei gramnegativen Bakterien ist der von Ciprofloxacin vergleichbar. Darüber hinaus besitzt Trovafloxacin jedoch auch eine gute Wirksamkeit im grampositiven Bereich. In verschiedenen Studien konnte, im Vergleich zu den bisher auf dem Markt befindlichen Fluorochinolonen, eine verbesserte Aktivität gegen Pneumokokken (auch bei bereits penicillinresistenten), Staphylokokken und Enterokokken nachgewiesen werden, ebenso bei atypischen Erregern wie Mykoplasmen, Chlamydien und Legionellen. Trovafloxacin ist darüber hinaus das erste Chinolon, bei dem eine klinisch relevante anaerobe Wirksamkeit gezeigt werden konnte.

Gute Verträglichkeit in Studien
Die Verträglichkeit von Trovafloxacin wurde im Rahmen von kontrollierten klinischen Studien der Phase I bis III bei insgesamt 8054 Patienten geprüft. Als häufigste Nebenwirkungen traten Benommenheit, Übelkeit und Kopfschmerz auf, in den meisten Fällen (mehr als 90%) waren die Beschwerden mild bis mäßig ausgeprägt. Photosensibilisierung, die unter einigen Chinolonen beobachtet wird, stellte bei der Gabe von Trovafloxacin kein Problem dar. Schwerwiegende Nebenwirkungen, wie beispielsweise Psychosen, wurden unter Trovafloxacin nur in Einzelfällen beobachtet. Bei Kindern in der Wachstumsphase, während der Schwangerschaft und Stillzeit sollte Trovafloxacin jedoch trotz der vergleichsweise geringen Nebenwirkungsrate nicht eingesetzt werden.

Indikation: Atemwegsinfektionen
Ein Schwerpunkt des Einsatzes von Trovafloxacin ist die Therapie von Atemwegsinfektionen wie Pneumonien, Sinusitis und chronische Bronchitis. Ein weiterer Schwerpunkt ist der chirurgische Bereich mit aeroben und anaeroben Infektionen, beispielsweise komplizierte Infektionen im Bauchraum oder Haut- und Weichteilinfektionen, für deren Behandlung sich Trovafloxacin aufgrund seiner Anaerobierwirkung eignet. Gleiches gilt für den gynäkologischen Bereich, bei dem anaerobe Infektionen ebenfalls eine große Rolle spielen. Eine Zulassung für die Indikation Harnwegsinfektionen ist für Trovafloxacin dagegen nicht vorgesehen, da sich hier keine Vorteile gegenüber bisher eingesetzten Chinolonen gezeigt haben.

Pharmakokinetische Daten
Trovafloxacin zeichnet sich durch eine lange Halbwertszeit (11 h) und eine gute Bioverfügbarkeit (ca. 88%) aus. Die Serumspiegel verlaufen nach oraler und parenteraler Gabe nahezu gleich, was ein problemloses Umsteigen von oraler auf intravenöse Gabe oder umgekehrt ermöglicht. Die Proteinbindung von Trovafloxacin liegt bei 76%, verstoffwechselt wird überwiegend durch Konjugation, der oxidative Metabolismus über Cytochrom P 450 spielt kaum eine Rolle. Die Ausscheidung erfolgt vor allem über die Galle, nur zu 23% wird über die Niere ausgeschieden.

Anwendung und Dosierung
Aufgrund der langen Halbwertszeit reicht eine einmal tägliche Gabe von Trovafloxacin aus. Im allgemeinen wird eine 200 mg Dosis, intravenös oder oral, empfohlen, für schwere Infektionen steht daneben auch eine 300 mg Form für die parenterale Applikation zur Verfügung. Die empfohlene Anwendungsdauer für Trovafloxacin liegt bei 7 bis 14 Tagen.





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