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- DAZ 26/1998
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Randnotiz
Nach einem Milliarden-Überschuß Ende letzten Jahres bei den gesetzlichen Krankenkassen erneut ein kleines Defizit von 580 Millionen Mark - bauen sich wieder riesige Fehlbeträge auf? Nein, die Verschnaufpause, die sich die Koalition mit den Neuordnungsgesetzen verschaffte, dürfte noch ein paar Monate anhalten. Der Bundesgesundheitsminister ist zuversichtlich, daß die GKV Ende 1998 zumindest mit einer schwarzen Null abschließt. Die isolierten Zahlen des ersten Quartals sollten nicht überbewertet werden. Ein Jahr zuvor hatten den gesetzlichen Krankenkassen nach drei Monaten noch 2,5 Milliarden Mark gefehlt, diese Löcher konnten anschließend noch gestopft werden.
Kein Geheimnis ist, daß die seit dem vergangenen Sommer kräftig erhöhten Zuzahlungen den wesentlichen Anteil daran hatten.
Das leitet zu der Frage über, wie im Falle eines Wahlsiegs die Sozialdemokraten, denen die Selbstbehalte ein Dorn im Auge sind, Zuzahlungen reduzieren würden oder genauer, wo das Geld in der Höhe stattdessen herkommen soll. Die höheren Zuzahlungen der Patienten spülen fünf Milliarden Mark jährlich in die Kassen der GKV, errechneten die Mitarbeiter im Bundesgesundheitsministerium. Das müßte dann anders kompensiert werden.
Unklar ist im übrigen das Schicksal der Zuzahlungen im nächsten Jahr. Auch wenn im hektischen Tagesgeschäft kaum jemand daran denkt, die Koppelung, wonach steigende Beitragssätze der Krankenkassen die Selbstbehalte der Kranken automatisch steigen läßt, ist nur ausgesetzt, nicht aufgehoben.
Auf einem historisch niedrigen Niveau liegen die Arzneiausgaben der GKV, nur noch 11,2 Prozent betrug ihr Anteil im zweiten Halbjahr 1997. Wenn die Aufwendungen für Medikamente weiter sinken, das taten sie im ersten Quartal 1998, die Verwaltungskosten der Krankenkassen aber wie bisher weiter klettern, kann bald laut darüber spekuliert werden, wann die Kassen mehr für Verwaltung als für diese insgesamt kostengünstige Therapie der Patienten ausgeben. Das wäre eine verkehrte Welt.
Da grundlegende Probleme in der Krankenversicherung noch nicht gelöst sind, brachten die Neuordnungsgesetze zwar eine Verschnaufpause. Angesichts von Doppeluntersuchungen, Selbsteinweisungen ins Krankenhaus, medizinischem Fortschritt einerseits und wegbrechenden Einnahmen der Kassen andererseits wird die GKV aber in der Diskussion bleiben. Dabei sollte ihre Weiterentwicklung, nicht ein fundamental anderes System, im Fokus stehen.
Susanne Imhoff-Hasse
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