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Arzneimittel und Therapie
Brustkrebsrisiko: Kein Alkohol für Frauen?
Trotz vielversprechender Fortschritte in der Krebsmedizin zählt Brustkrebs bei Frauen immer noch zu den häufigsten Todesursachen. Prävention ist und bleibt deshalb ein wichtiger Aspekt im Kampf gegen diese Krankheit. Neben regelmäßigen Vorsorgemaßnahmen kommen den Lebensgewohnheiten und der Ernährung eine entscheidende Rolle zu. Da vor allem der Alkoholkonsum als bedeutender Faktor diskutiert wird, wurde in mehr als 50 epidemiologischen Studien in den letzten Jahren der Zusammenhang zwischen Brustkrebs und Alkoholkonsum untersucht. Oft waren die Ergebnisse jedoch nicht signifikant, da die Studien nur einen geringen Umfang hatten.
Einfluß von Alkohol neu bewertet Das "Pooling Project of Prospective Studies of Diet and Cancer" vereint sieben prospektive Studien aus Kanada, Schweden, den USA und den Niederlanden aus dem Zeitraum von 1980 bis 1993 mit je über 200 Brustkrebsfällen. Ziel der Analyse ist die Bewertung des Risikos von Brustkrebs in Assoziation mit Alkoholkonsum sowie die Abschätzung des Einflusses anderer Lifestyle-Faktoren. Entscheidend für das bisher einzigartige Projekt, an dem neben medizinischen auch Statistikinstitute beteiligt waren, ist die standardisierte Methode, die es erlaubt, den getränkespezifischen Alkoholkonsum und die modifizierenden Effekte anderer Faktoren angemessen zu bewerten. Von der Analyse ausgeschlossen wurden alle Fälle von Brustkrebs, die in den ersten vier Jahren nach Ermittlung der Ernährungsgewohnheiten auftraten, sowie alle Frauen, die an anderen Krebsarten erkrankten.
Brustkrebsgefahr um 41% erhöht
Aus der angegebenen Häufigkeit des Konsums, dem Alkoholgehalt der verschiedenen Getränke und der durchschnittlich konsumierten Menge wurde die tägliche Alkoholaufnahme in Gramm berechnet:
• Bei den untersuchten nicht erkrankten Frauen lag diese im Mittel zwischen 3,22 g und 12,58 g pro Tag.
• Bei Frauen, die zwischen 30 und 60 g Alkohol/Tag konsumieren - das entspricht etwa zwei bis fünf Gläsern Bier oder Wein -, liegt das relative Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, bei 1,41 im Vergleich zu Nicht-Trinkerinnen.
• Ab einem Konsum von 60 g pro Tag war die Assoziation mit 1,31 geringer. Dieser nicht unbedingt erwartete Wert könnte einerseits auf Meßfehler bei der Angabe der konsumierten Menge oder auf die geringe Präzision des Ergebnisses zurückzuführen sein, da in dieser Kategorie nur 30 Brustkrebsfälle auftraten. Andererseits wurde auch in früheren Studien dieses physiologische Phänomen des Plateaus bei hohem Alkoholkonsum erkannt.
Kein Unterschied zwischen Martini und Weizenbier Außer dem gesteigerten Risiko durch Alkoholkonsum im Bereich von 30 bis 60 g pro Tag konnte auch ein linearer Zusammenhang nachgewiesen werden: 10 g Alkohol täglich mehr, also ein Drink, erhöht das Brustkrebsrisiko um durchschnittlich 9%. Die Art des konsumierten Alkohols hat keinen Einfluß auf das Risiko. Die Brustkrebsgefahr wurde zwar durch Bier um 11% erhöht und durch Wein und Spirituosen nur um 5%; diese Unterschiede waren jedoch nicht statistisch signifikant. Auch der klimakterische Status hatte keinen signifikanten Einfluß auf das Brustkrebsrisiko. Bei präklimakterischen Frauen lag das relative Risiko bei 1,0, bei postklimakterischen Frauen bei 1,08. Das Ergebnis der Studie wurde durch Faktoren wie Pilleneinnahme, Rauchen, Fettgehalt der Ernährung oder das Alter bei der Menarche nicht beeinflußt. Einzig beim Vorliegen einer Brustkrebserkrankung bei der Mutter konnte eine zusätzliche Erhöhung des Risikos festgestellt werden.
Erhöhter Östrogenspiegel verantwortlich? Der Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und erhöhtem Brustkrebsrisiko könnte durch einen erhöhten Östrogenspiegel im Blut erklärt werden. Wahrscheinlich erhöht Alkohol den Östrogenspiegel, indem er den Abbau von Östrogenen hemmt und/oder ihre Sekretion fördert. Außerdem kommt Alkohol als Kokarzinogen in Frage, indem er die Permeabilität der Zellmembranen für Karzinogene erhöht, deren Entgiftung verhindert oder ihre Vorstufen aktiviert.
Apfelsaft statt Rotwein Mit einer Erhöhung der Brustkrebsgefahr um 30 bis 40% kommt dem Risikofaktor Alkohol die gleiche oder eine größere Bedeutung zu wie reproduktiven Faktoren oder einer positiven Familienkrankengeschichte. Im Gegensatz zu diesen Faktoren ist der Alkoholkonsum jedoch leicht zu beeinflussen. Seine Reduktion ist eine Möglichkeit, das Brustkrebsrisiko eigenverantwortlich zu senken.
Literatur Smith-Warner, S., et al.: Alcohol and breast cancer in women - A pooled analysis of cohort studies. J. Am. Med. Assoc. 279, 535-540 (1998). Barbara Engels, Karlsruhe
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