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Arzneimittel und Therapie
Sulpirid - vom Neuroleptikum zum Antidepressivum
Der antipsychotische Effekt der Neuroleptika beruht auf ihrer antidopaminergen Wirkung; sie besitzen eine starke Affinität zu Dopaminrezeptoren. Sulpirid blockiert sowohl prä- als auch postsynaptische Dopaminrezeptoren. Im Gegensatz zu den klassischen Neuroleptika zeigt Sulpirid so gut wie keine Affinität zu zentralen Noradrenalin-, Histamin-, Serotonin-, Acetylcholin- und GABA-Rezeptoren.
In niedriger Dosierung blockiert Sulpirid zunächst nur die dopaminergen Autorezeptoren und die Dopamin-D3- und -D4-Rezeptoren, was sich in einer dopaminergen Aktivierung äußert. In hohen Dosen hingegen blockiert Sulpirid alle Dopaminrezeptoren und inhibiert somit das dopaminerge System. Dieser dosisabhängige Effekt von Sulpirid dürfte die Erklärung für das in niedriger Dosierung aktivierende und antidepressive Wirkprofil sein. In hohen Dosen dagegen entfaltet die Substanz die typischen neuroleptischen Effekte und schwächt produktiv-psychotische Symptome ab. Dabei verursacht Sulpirid fast keine Katalepsie und beeinflußt die motorische Aktivität kaum.
Schweregrad der Depression als Auswahlkriterium
In Deutschland sind zur Zeit etwa 26 verschiedene Antidepressiva erhältlich. Die vier Hauptgruppen der verfügbaren Antidepressiva sollten für die Praxis nach den klinischen Symptomen und dem Schweregrad der Depression sowie nach ihren Nebeneffekten ausgewählt und eingesetzt werden. Steht die Depression im Vordergrund, ist den breit wirkenden Trizyklika und den Serotonin-Wiederaufnahmehemmern der Vorzug zu geben, vor allem in schweren und schwersten Fällen kann oft auf Trizyklika nicht verzichtet werden. Hypericum-Präparate können nur für sehr leichte Krankheitsfälle empfohlen werden.
Sulpirid bei leichten bis mittelschweren Depressionen
In leichteren und mittelschweren Fällen kann das atypische Antidepressivum Sulpirid eingesetzt werden, vor allem bei Patienten, bei denen Somatisierung und Schwindel auffällige Symptome sind, sowie in Fällen, in denen eine Aktivierung und Antriebssteigerung für den Patienten wünschenswert ist. Außerdem wirkt Sulpirid anxiolytisch. Als Nebenwirkungen einer Sulpirid-Medikation können Übelkeit, Schwindel, sowie verminderte oder übermäßige Speichelsekretion auftreten. Alle Benzamide provozieren einen deutlichen Prolaktin-Anstieg, so auch Sulpirid. Die dabei erreichten Werte sind aber dosisabhängig. Nur in Einzelfällen wird eine Galaktorrhö ausgelöst. Wird die Behandlung mit Sulpirid abgesetzt, verschwinden Galaktorrhö und erhöhte Prolaktin-Werte wieder.
Quelle
Prof. Dr. Gerd Laux, Wasserburg am Inn, Dr. Roland Urban, Berlin, "Meet-the clinic: Individuelle Depressionstherapie", Bezirkskrankenhaus Gabersee, Wasserburg, 24. September 1998, veranstaltet von Dolorgiet Arzneimittel, St. Augustin/Bonn, und Hormosan-Kwizda GmbH, Frankfurt/M.
Siegfried Hoc, Olching
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