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- DAZ 48/1998
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Prisma
Rettet auch Kinder
Allerdings kommt es bislang verhältnismäßig selten vor, daß die Chirurgen Herzpumpen bei Kindern überhaupt in Erwägung ziehen. An der "Klinik für kardiovaskuläre Chirurgie" der Berliner Charité wurde seit 1994 bei 12 von 900 operierten Kindern ein Kunstherz eingesetzt. Die Erfahrungen, die man dabei gemacht hat, werden in Kürze in der Fachzeitschrift "The Journal of Heart and Lung Transplantation" publiziert. 8 der 12 Kinder, die ohne das Kunstherz todgeweiht waren, überlebten durch den Eingriff. Bei denen, die starben, war stets die bei Verwendung von Kunstherzen typische Komplikation - eine schwere Infektion - Ursache des Todes. Deshalb werden für Kunstherzträger jetzt in der Charité noch intensivere Schutzmaßnahmen vor möglichen Infektionen ergriffen.
In der Charité wird das pneumatisch betriebene, gepulste Pumpsystem "Medos" (Medos-HIA-VAD) verwendet. Es ist in sechs Kammergrößen verfügbar und pumpt bei jedem "Schlag" 9, 10, 22,5, 25, 54 oder 60 ml Blut. Die Pumpe bleibt außerhalb des Körpers. Meist genügt eine die linke Herzkammer unterstützende Pumpe. Sie bildet mit zwei Schläuchen einen Nebenschluß zum Herzen, das auf diese Weise entlastet wird. Nach Spaltung des Brustbeins wird der eine Schlauch der Pumpe mit der Aorta und der zweite mit dem linken Herzen vernäht. Die Pumpen werden auf eine Frequenz zwischen 50 und 120 Schlägen pro Minute eingestellt. Das führt zu einem ausreichend hohen Umsatz von Blut, obwohl der Pulsschlag der Kinder zwei- bis dreimal so hoch sein kann. Da das Gehäuse der Pumpe durchsichtig ist und auf dem Bauch des Kindes liegt, kann der Pumpvorgang jederzeit gut beobachtet werden. Dank der Transparenz konnte in einem Fall rechtzeitig entdeckt werden, daß sich ein Blutgerinnsel gebildet hatte. Die Pumpe wurde ausgetauscht. ss
Quelle: Pressemitteilung von der Medizinischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin
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