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DAZ aktuell
Bundesverband Homecare e.V.: Pflege zu Hause muß umfassender werden
In einer Pressekonferenz am 22.Januar 1998 in Frankfurt/Main stellte der Verband seine Arbeit vor. Verbandsvorstand Volker Wagner (G. Braun Melsungen AG) rechnet dem Bereich Homecare eine immer größer werdende Bedeutung zu. Zur Kostenersparnis wird einerseits vom Gesetzgeber und den Kostenträgern eine zunehmend kürzere Verweildauer im Krankenhaus gewünscht. Immerhin könnte jeder fünfte Krankenhausaufenthalt durch gute Betreuung zu Hause verhindert werden. Andererseits nehmen chronische Erkrankungen zu und die Anzahl alter multimorbider Menschen steigt. Diese Situation erfordert eine Intensivierung und den Ausbau eines flächendeckenden Konzepts in der Homecare-Versorgung mit der Möglichkeit eines raschen Managements bei der Überleitung von der Klinik in den Privathaushalt.
Was eigentlich ist Homecare?
Anders als in den USA ist Homecare bei uns kein Begriff mit definierten Inhalten. Er reicht von der reinen Arzneimittelbelieferung bis zur Sterbehilfe. Hier setzt zunächst eines der Verbandsziele an, nämlich den Homecare-Begriff einer klaren Definition zuzuführen: Homecare ist die Belieferung, Pflege und Therapie von Patienten in ihrem häuslichen Umfeld, aber nach Krankenhausstandards.
Die besonderen Probleme
In Deutschland wird die Betreuung von Patienten zu Hause durch den Arzt nicht honoriert. Das bedeutet, daß es trotz der großen Ersparnisse gegenüber der Klinikbehandlung keine Verschiebung von finanziellen Mitteln und damit einen Anreiz für den Homecare-Bereich gibt. Auch die Schulung und Einweisung von Angehörigen und Betroffenen in die Handhabung von Kathetern, Sondennahrung, Infusionsbestecken oder Stomahilfsmitteln wird heute noch unentgeltlich von den Herstellern dieser Produkte geleistet. Durch den ständigen Preisverfall der Artikel aber wird der Deckungsbeitrag für diese Leistungen bald nicht mehr zu erwirtschaften sein. Es muß also dringend mehr Geld dafür bereitgestellt werden.
Ein weiteres großes Problem ist die unterschiedliche Qualifikation der Pflegekräfte. Nicht selten erscheint an einem Tag eine Krankenschwester und an anderen lediglich ein Zivildienstleistender. Fachpersonal ist teuer und wird daher bei den kommerziellen Pflegedienst-Anbietern nur selten eingesetzt. Auch juristisch kann die häusliche Pflege zum Stein des Anstoßes werden, da es keine klaren haftungsrechtlichen Regelungen zwischen Ärzten und Pflegepersonal gibt.
Um diese Mißstände zu beseitigen, arbeitet der Homecare-Verband an mehreren Zielen. Eines davon ist der Dialog mit der Gesundheitspolitik, die finanziellen Rahmenrichtlinien für die häusliche Pflege zu verbessern. Dazu gehört auch, die heute noch abgegrenzten Praxis- und Krankenhausbudgets für Geldverschiebungen vom einen in den anderen Bereich zu öffnen. Das zweite Ziel ist eine umfassende Qualitätskontrolle und -sicherung im pflegerischen Bereich, das dritte Ziel eine juristische Lösung für die drängenden Haftungsfragen zu finden.
Über allen diesen Bemühungen steht das Bestreben, die zu einer wirklich effektiven häuslichen Pflege nötige dichte Vernetzung aller Beteiligten - Kliniken, Krankenkassen, Ärzte, Apotheken/Sanitätshäuser, Pflegedienste und Angehörige sowie letztlich den Patienten selbst - zu erreichen.
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