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Pharmagroßhandel: Anzag AG – erneute Ergebnis- und Dividendensteigerung
Anders als in den vorausgegangenen Jahren sind seit Ende 1996 im pharmazeutischen Großhandel die gewohnten Zuwachsraten von 5 bis 7% ausgeblieben. Diese fehlenden Umsatzzuwächse, ein steigender Spannendruck und verschlechterte Ertragsaussichten haben zu weitgehenden Rabattzugeständnissen den Apotheken gegenüber geführt, ohne daß dieses ≥Kampfmittel„ im engen Oligopol der Großhandelsanbieter deutliche Vorteile für einen der Konkurrenten gezeigt hätte. Verloren haben letztendlich alle.
≥Schwarzer August„ und regionale Benachteiligungen...
Infolge des GKV-Neuordnungsgesetzes, das vor allem durch die drastisch erhöhten Rezeptgebühren die Patienten schockte, kam es im August 1997 zu einem starken Einbruch der Umsätze im Arzneimittelsektor. Dazu traten noch verschiedene nachteilige strukturelle und regionale Verschiebungen.So ging die Zahl der Verschreibungen in den ersten acht Monaten 1997 um 6,3% zurück, das Preisniveau sank durch Festbetragsanpassungen um weitere 0,3%. Aufgefangen wurden diese Tendenzen durch die sogenannte Strukturkomponente, d.h. der vermehrten Verordnung neuer und in der Regel teurerer innovativer Arzneimittel. Insgesamt ergibt sich somit eine Konzentration der solidarischen Mittel auf schwere Erkrankungen wie AIDS, MS, Alzheimer, Diabetes, Krebs etc., während leichtere Erkrankungen und Beschwerden sowie die Prophylaxe mehr und mehr privat finanziert werden müssen. Der OTC-Bereich beispielsweise wachse weiter, jedoch nur an hochfrequentierten Standorten. Diese Tendenz spiegelt sich auch im Marktwachstum wider, das außer für die innovativen und unumstrittenen Arzneimittel rückläufig ist . Die höchst unterschiedliche Finanzlage der einzelnen GKVen und der 23 regionalen Kassenärztlichen Vereinigungen komplizierten den Markt zusätzlich. Da pro Versichertem in 1995 z.B. im Saarland 509,– DM zur Verfügung standen, in Nordbaden aber nur 393,– DM, orientierte sich das Verschreibungsverhalten der Ärzte stark an diesen Vorgaben. Gerade in den meisten Bundesländern, in denen die Anzag aktiv ist, nämlich Baden-Württemberg, Niedersachsen und den neuen Bundesländern, brach der GKV-Arzneimittelmarkt um 2 bis 5% ein. Als Konsequenz dieser Entwicklungen erzielte auch die Anzag AG nur einen Umsatzerlös von 4,26 Mrd. DM, verglichen mit dem voraufgegangenen Geschäftsjahr ein Verlust um 1,2%.
...trotzdem mehr Ertrag durch weniger Kosten
Demgegenüber stiegen die sonstigen betrieblichen Erträge der Anzag um 4,5Mio. DM auf 27,7Mio. DM. Dies ist auf die Veräußerung der früher durch Mainland und Verfa genutzten Betriebsimmobilien zurückzuführen. Ebenfalls positiv schlugen sich in der Bilanz die weiteren Kosteneinsparungsmaßnahmen nieder.Straffung der Führungsstruktur und Reduktion des Mitarbeiterstammes durch intensive Nutzung von Vorruhestandsregelungen konnten die Personalaufwendungen um 0,15 Prozentpunkte gegenüber Vorjahr absenken, was absolut einer Einsparung von 8,7Mio. DM entspricht.Nach Abschluß der Modernisierungsarbeiten in den Betrieben Frankfurt, Harsum bei Hildesheim, Köln, Meerane, Nürnberg und Stuttgart konnte der Investitionsaufwand wieder auf den laufenden Modernisierungs- und Ersatzbedarf zurückgeführt werden. Daneben konnten noch in den Bereichen Beratung, Werbemaßnahmen und Telefongebühren Einsparungen vorgenommen werden und die Verschmelzungskosten der PAG auf die Anzag entfielen.Alle diese Faktoren zusammen ergaben ein Betriebsergebnis von 86,3Mio. DM, 2,2% mehr als im vergangenen Geschäftsjahr. Der Jahresüberschuß der Anzag liegt bei 45,6Mio. DM, von denen 21,4Mio. DM der Hauptversammlung zur Ausschüttung empfohlen werden. Die Bardividende erhöht sich für das abgelaufene Geschäftsjahr von 1,80 DM auf 2,– DM für die 5-DM-Aktie (entsprechend 20,– DM für die 50-DM-Aktie). Damit beträgt die Dividendenrendite einschließlich Steuergutschrift zum Bilanzstichtag 5% auf den erneut deutlich gestiegenen Börsenkurs.
Fusion mit anderen Großhandlungen?<(B> In der Diskussion kam zunächst die Frage möglicher Zusammenschlüsse der Anzag mit weiteren Partnern auf. Wie Franke betonte, gibt es derzeit zwei Prätendenten: einmal die Sanacorp mit ihrem Aktienpaket von knapp unter 50% der Stimmrechte (knapp 25% direkt, der Rest über Optionen) und die Noweda, die offiziell ebenfalls knapp 25% der Aktien hält, de facto aber wohl über eine Sperrminorität verfügt. Schlösse sich Anzag mit allen beiden zusammen, käme ein Marktanteil von 35% zusammen, was kartellrechtlich sicherlich nicht einfach durchzusetzen sei. Auch müsse man sich die Frage stellen, welchen Nutzen solche Zusammenschlüsse hätten. So sei eine Steigerung der Einkaufsmacht im Arzneimittelsektor wenig von Nutzen. Denn anders als im Einzelhandel entscheidet nicht der Großhändler, sondern das Verschreibungsverhalten der Ärzte über die ≥Listung„ der Artikel. Auch die Zusammenlegung benachbarter Standorte bringe wenig Vorteile, da die meisten Apotheker zwei, wenn nicht drei Großhändler beschäftigen. Schlössen sich nun zwei derselben zusammen, müßte er einen neuen Ausweichgroßhändler suchen, was letztendlich zum Umsatzverlust der vereinigten Unternehmen führte.Natürlich ließen sich durch Vereinigung auch Synergien nutzen und Kosten sparen, letztendlich obliege die Entscheidung darüber jedoch den Aktionären der betreffenden Gesellschaften, und im Moment werden die Fusionspläne noch heiß diskutiert.Die Anzag wird sich auch weiterhin auf das Kerngeschäft konzentieren, wobei die Wachstumschancen vor allem im innovativen Bereich gesehen werden.
Kerngeschäft und Marketing
Franke betonte, daß man verstärkt geeignete Marketingmaßnahmen entwickeln werde, die die Bindung von Patienten mit schweren Krankheiten an die Apotheke intensiviere. Man sehe keinen Sinn darin, sich auf Preiskämpfe mit Discountern und Billigketten einzulassen. Die einzige Chance der Apotheken besteht in einer komplementären Auswahl der Produktpalette und individuellen Beratungskonzepten.Die Konzentration auf das Kerngeschäft hat sich bei Anzag bisher immer als richtig erwiesen. So konnte im aktuellen Geschäftsjahr der Umsatz bisher um 1 bis 1,5% gesteigert werden. Allerdings kommen zum 1.April neue Preissenkungen, und die Mehrwertsteuer steigt um einen Prozentpunkt. Die Herstellerabgabepreise für Festbetragsprodukte, bei denen die Mehrwertsteuer im Preis enthalten ist, werden vermutlich um 1% fallen, was eine negative Auswirkung auf die Ertragslage der Anzag hätte. Laut Franke ist daher im Geschäftsjahr 1997/1998 zu erwarten, daß sich der Ertrag pro Aktie nur mit Anstrengungen auf dem Niveau des Vorjahres wird halten lassen.
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