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DPhG: Erste internationale Doktorandentagung

Vom 20. bis 22. Februar 1998 fand im Biozentrum Frankfurt die erste internationale Doktorandentagung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) in Zusammenarbeit mit der European Federation for Pharmaceutical Sciences (EUFEPS) statt.

Tagungspräsident und Vorsitzender des Organisationskomitees, Prof. Dr. Theo Dingermann, konnte zu dieser Tagung rund 200 Doktorandinnen und Doktoranden begrüßen, rund 20 von ihnen waren aus dem benachbarten Ausland angereist. In Kurzvorträgen wurden Ergebnisse der Forschungs- und Promotionsarbeiten präsentiert. Kongreßsprache war Englisch. Teilnehmende Hochschullehrer attestierten der Veranstaltung ein außerordentlich hohes Niveau.
Wie DPhG-Präsident Prof. Dr. H. P. T. Ammon in seiner Eröffnungsrede hervorhob, sei es erfreulich, daß so viele Teilnehmer ihre Arbeiten in Form von Kurzpräsentationen und Postern vorstellten. Er hoffe, daß die Zahl der ausländischen Teilnehmer in den nächsten Jahren anwachse. Ammon dankte den Organisatoren der Tagung und den Firmen, die diese Tagung finanziell unterstützt haben.
Ein Blick in das Programm zeige, so Ammon, daß die Kurvorträge aus allen Bereichen der Pharmazie stammten. Dies spiegele die Pharmazie als multidisziplinäre Wissenschaft wider. Gerade die Multidisziplinarität der Pharmazie sei ein großer Vorteil, da sie die Pharmazeuten in die Lage versetze, auf unterschiedliche Gebieten tätig zu werden, beispielsweise auch in der pharmazeutischen Industrie. Gleichzeitig sei es jedoch notwendig, daß auch die pharmazeutischen Wissenschaftler die Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern anderer Disziplinen suchten, nicht nur für den Ideenaustausch, sondern auch um ihre Ergebnisse praktisch zu verwerten. Denn was wäre eine neue synthetisierte chemische Verbindung wert, ohne über ihre Pharmakologie Bescheid zu wissen, fragte Ammon. Was wäre auch ein neu identifizierter Naturstoff wert, ohne seine pharmakologischen und toxikologischen Eigenschaften zu kennen? Was wiederum sind die Ergebnisse pharmakologischer Untersuchungen wert, ohne die Pharmakokinetik zu kennen? Was nützen Kenntnisse zur Pharmakologie, wenn man nicht weiß, wie man die Substanz verabreichen kann, und was nützen schließlich all die Kenntnisse ohne klinische Tests? Soll die pharmazeutische Forschung an Universitäten auch in Zukunft erfolgreich sein, müßten die einzelnen Aktivitäten miteinander verknüpft werden, nicht zuletzt auch auf internationalem Niveau.
Ammon nutzte seine Begrüßungsrede auf der Doktorandentagung auch dazu, kurz auf die Arzneimittelforschung und -entwicklung in der pharmazeutischen Industrie einzugehen. Die Entwicklung eines neuen Arzneistoffs dauere heute weit mehr als 12 Jahre und koste etwa 500 Mio. DM und mehr. Angesichts der Zeit und des Geldes, das hier investiert werde, sei der Output trotz allem gering. Zeit und Geld werde oft dafür verschwendet, Me-too-Arzneimittel zu entwickeln oder Arzneistoffe mit nur marginalen Verbesserungen. Die außerordentlich hohen Entwicklungskosten seien auch der Grund dafür, daß sich die Arzneimittelforschung mehr und mehr auf wenige große Pharmafirmen beschränke. Und aus ökonomischen Gründen beschränke sich die Arzneimittelentwicklung auch nur auf solche Stoffe, die einen großen Markt erwarten ließen. Ammon machte deutlich: "Arzneimittel für Krankheiten, die seltener vorkommen, haben nur eine begrenzte Chance, bis zur Marktreife entwickelt zu werden." Dies bedeute aber auch, daß Patienten mit seltenen Krankheiten weiterhin nur begrenzte Chancen auf Heilung hätten. Die Gesellschaft müsse hier die Frage stellen, ob nicht die gegenwärtige Philosophie der Arzneistoffentwicklung - nämlich ein ständiges Anwachsen von Vorschriften und damit auch ständig höhere Kosten - mit dem Begriff der "Menschlichkeit" vereinbar sei. Ammon bezweifelte, ob es gerechtfertigt ist, Sicherheit und Wirksamkeit bestimmter Arzneistoffe so weit voranzutreiben mit dem Ziel, sich der 100%-Marke zu nähern, wenn dies zu Lasten von wirklichen Innovationen geht. Ammon wörtlich: "Ich denke, wir haben einen Punkt erreicht, an dem wir die Philosophie unserer Arzneimittelentwicklung überdenken müssen."

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