Arzneimittel und Therapie

Asthmatherapie: Erlebt Theophyllin eine Renaissance?

In der Asthmatherapie haben die inhalativen Glucocorticoide in den letzten Jahren einen hohen Stellenwert erworben. Theophyllin wird dagegen wegen seiner geringen therapeutischen Breite vorwiegend nur noch bei sehr schweren Krankheitsbildern eingesetzt. Die Ergebnisse der EUSTAR-Studie könnten der Substanz allerdings zu einer unverhofften Renaissance verhelfen.

Die EUSTAR-Studie (Euphylong® and Steroids as Anti-Inflammatory Regimen) hat gezeigt, daß Asthmatiker, die unter einer mäßigen Glucocorticoidtherapie nicht ausreichend eingestellt sind, von einer zusätzlichen Theophyllingabe mindestens ebenso profitieren wie von der Verdopplung des Glucocorticoiddosis. Das Entscheidende: Diese Wirkung wird bereits bei niedrigen Theophyllindosen erreicht, in denen kaum Nebenwirkungen befürchtet werden müssen. So lag bei einer Tagesdosis von 500 oder 750 mg, je nach Körpergewicht, der mittlere Theophyllin-Serumspiegel lediglich bei 8,7 mg/ml. Schwerwiegende Nebenwirkungen machen sich dagegen frühestens ab Serumspiegeln von 15 mg/ml bemerkbar. Allerdings: Theophyllin wirkt erst in Konzentrationen zwischen 5 und 20 mg/ml bronchodilatatorisch. Die Wirksamkeit der niedrigen Dosis muß demnach andere Ursachen haben.

Theophyllin als Immunmodulator
Schon seit einiger Zeit wird vermutet, daß Theophyllin nicht nur bronchodilatatorisch wirkt, sondern ähnlich wie Glucocorticoide auch antiinflammatorisch. Diese entzündungshemmende Wirkung entfaltet der Phosphodiesterasehemmer bereits in niedrigeren Konzentrationen. Folgende antiinflammatorischen Wirkmechanismen konnten in verschiedenen In-vitro- und In-vivo-Studien gezeigt werden:
• Theophyllin hemmt den Einstrom von eosinophilen Granulozyten in die Lunge und verhindern, daß inflammatorische Mediatoren freigesetzt werden.
• Aktivierte T-Lymphozyten, die den Entzündungsprozeß in der Lunge vorantreiben, werden ebenfalls vermindert. Entsprechend geht auch die Zytokinkonzentration zurück.

Theophyllin und Glucocorticoide ergänzen sich - das neue Stufenschema
Da Glucocorticoide und Theophyllin über verschiedene Mechanismen der Entzündung entgegenwirken, können sie sich in ihrer Wirkung gut ergänzen. Der glucocorticoidsparende Effekt von Theophyllin reduziert zugleich das Nebenwirkungsrisiko der Corticoidtherapie.
Die Ergebnisse der EUSTAR-Studie werden wahrscheinlich auch in die Therapieempfehlungen für die Asthmatherapie eingehen, die derzeit überarbeitet werden. Auf der ersten Stufe (mildes, intermittierendes Asthma) stehen kurzwirksame Beta-2-Mimetika zur Bekämpfung des akuten Anfalls zur Verfügung, die nicht mehr als dreimal pro Woche angewendet werden sollten. Stufe 2 (mildes, persistierendes Asthma) bilden topische Steroide in niedriger Dosierung. Für Patienten mit mäßigem, persistierendem Asthma (Stufe 3) finden sich dann - und das ist neu - als therapeutische Alternativen für die Langzeittherapie neben der Hochdosis-Corticoidtherapie auch die Kombination mit Theophyllin. Hier werden auch die langwirksamen Beta-2-Sympathomimetika angesiedelt. Bei schwerem Asthma (Stufe 4) ergänzen systemische Steroide die Therapie aus Stufe 3.




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