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In der Trainingsapotheke wird die Arzneimittelabgabe geübt
In einem kleinen Raum im Erdgeschoß des Instituts für Pharmazeutische Technologie fühlt man sich plötzlich aus dem universitären Elfenbeinturm mitten ins Apothekenleben versetzt. Hier steht eine Trainingsapotheke, deren Einrichtung und Computer von namhaften Firmen der Branche gestiftet wurden.
Am Donnerstag nachmittag zwischen vier und fünf stellen sich rund zehn Studenten des sechsten Semesters der Reihe nach hinter den HV-Tisch. Ein bißchen nervös, aber voller Elan erläutern sie ihren Kommilitonen und ihrem Professor die Besonderheiten eines Fertigarzneimittels, das sie soeben ausgelost haben.
Das Wissen wird auf Fertigarzneimittel fokussiert
Eine knappe Woche lang haben sich die Studenten in zwei Gruppen mit 25 Fertigarzneimitteln beschäftigt. Insgesamt enthält die Apotheke 50 Fertigarzneimittel, die zusammen mit Packungsbeilage, Fachinformation und Produktbroschüren in durchsichtigen Boxen in den Apothekenregalen lagern. Häufig sind es Präparate, die unter pharmazeutisch-technologischen Gesichtspunkten etwas Besonderes aufweisen. Alle üblichen Applikationswege sind vertreten. Kurz und prägnant sollen die Studenten Informationen vermitteln, die der Kunde von einem Apotheker bei der Arzneimittelabgabe erwartet:
- was für ein Präparat er bekommt,
- wie er es anwendet,
- wie er es aufbewahrt,
- was er noch dazu benötigt.
Ziel ist es, sich an ausgewählten Beispielen die Komplexität der Fertigarzneimittel zu vergegenwärtigen. Kenntnisse, die an verschiedenen Stellen im Studium vermittelt werden, werden hier zusammengeführt und auf das Arzneimittel fokussiert. Das Fertigarzneimittel kommt nach Ansicht von Professor Gröning im Pharmaziestudium zu kurz. Die Situation dürfte sich noch verschärfen, wenn das Fertigarzneimittelseminar des achten Semesters nach der neuen Approbationsordnung zugunsten der Klinischen Pharmazie entfällt.
So lernt man praxisbezogene Kommunikation
Ein durchaus erwünschter Nebeneffekt der Trainingsapotheke: Die Studenten üben die Kommunikation. Neben der Kommunikation mit den Kunden sollen sie laut Approbationsordnung auch in die Lage versetzt werden, sich in Fachkreisen (z. B. Arzneimittelkommission) unterhalten und weitergehende Fragen beantworten zu können, beispielsweise warum ein Arzneimittel aus technologischen Gesichtspunkten einem anderen vorzuziehen ist.
Die Praktikumsstation Trainingsapotheke ist bei den Studenten sehr beliebt: "Das ist das erste Mal richtig praxisbezogen! Da kann man in der öffentlichen Apotheke noch viel mit anfangen", loben die Studenten "ihre Apotheke". Die Studenten erarbeiten sich selbst das Material, das den Präparaten beiliegt, und sie nutzen vor allem die Chance, die Fertigarzneimittel und ihre Applikatoren selbst in die Hand zu nehmen. So lernen sie vom Hormonpflaster über den Insulin-Pen zum Diskhaler moderne Arzneiformen hautnah kennen und machen sich mit technischen Einzelheiten vertraut. "Eindeutig zu empfehlen", lautet daher das Urteil der Studenten über diese Praktikumsstation.
An deutschen Unis wohl einmalig
Die Anregung zur Einrichtung einer solchen Apotheke stammte aus den Vereinigten Staaten. In Austin, Texas, lernte Professor Gröning in der pharmazeutischen Fakultät eine Apotheke kennen, die neben dem Training auch der Versorgung der Studenten dient. Auch im europäischen Ausland dürfte es solche Trainingsapotheken mittlerweile an pharmazeutischen Fakultäten geben, schätzt Gröning. An deutschen universitären pharmazeutischen Instituten scheint die Trainingsapotheke allerdings bisher einmalig zu sein.
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