Arzneimittel und Therapie

Neue Ansätze in der differenzierten Opioid-Therapie

Der Stellenwert der Opioide in der modernen Schmerztherapie ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Immer mehr Ärzte folgen den Empfehlungen der Fachgesellschaften und wenden das WHO-Stufenschema konsequent an. Einen wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung haben die neueren retardierten Opioid-Formulierungen, die eine optimierte und differenzierte Therapie nach den Bedürfnissen des Patienten ermöglichen.


Die Versorgung von Schmerzpatienten in Deutschland bietet trotz erster Ansätze zur Besserung immer noch ein Bild des Schrekkens. Sowohl Schmerzen tumor- als auch Schmerzen nicht-tumorbedingter Genese sind opioidpflichtig, wenn sie nur mit Opioiden ausreichend zu behandeln oder eine Chronifizierung zu vermeiden ist. Die überwiegende Zahl der opioidpflichtigen Schmerzen geht auf Nicht-Tumorerkrankungen zurück. Beispiele sind entzündliche und degenerative Gelenkerkrankungen, Osteoporose, Rückenschmerzen bei Instabilität, Arachnopathien, neuropathische Schmerzen, Stumpf- und Phantomschmerzen, Post-Zoster-Neuralgien und Thalamusschmerzen.
Insgesamt geht man für Deutschland von 1350000 Patienten mit opioidpflichtigen Schmerzen aus, wovon 800000 nach Stufe II WHO und 550000 nach Stufe III und IV WHO therapiert werden müssten. Demgegenüber steht die deutsche Verschreibungspraxis: 200000 Patienten erhalten eine Therapie nach Stufe II WHO und nur 20000 nach Stufe III und IV des WHO-Schemas.
In den letzten Jahren zeichnet sich jedoch eine langsame Besserung ab. Vor allem neue Opioide, die hohe Wirksamkeit mit geringen Nebenwirkungen, günstiger Pharmakokinetik und einfacher Anwendung kombinieren, könnten neue Impulse geben.

Galenische Innovationen in der Schmerztherapie


Eine umfassende Opioid-Palette, die angepasste Analgetika für jeden Zweck bereithält, ist Grundvoraussetzung für die moderne Schmerztherapie.
Oxygesic®, das erste retardierte Oxycodon, steht seit 1998 zur Verfügung. Es ist bei chronischen Schmerzen analgetisch effektiv und gut verträglich und eignet sich besonders zur Therapie chronischer Schmerzen nicht-tumorbedingter Genese, beispielsweise bei Osteoporose, Arthrose, Post-Zoster-Neuralgien, postoperativen Schmerzen, aber auch zur Therapie von Tumorschmerzen. Retardiertes Oxycodon ermöglicht bei geringen Nebenwirkungen eine Verbesserung der Lebensqualität bei der Therapie starker Schmerzen auf WHO-Stufe III.

Bessere Heilungsaussichten


nach Operationen
Durch den Einsatz des retardierten Oxycodons kann die Rehabilitation nach Operationen deutlich verkürzt werden. In einer doppelblinden, randomisierten, plazebokontrollierten Untersuchung wurden 59 Patienten nach unilateraler, totaler Arthroplastik am Kniegelenk postoperativ mit Oxygesic® bzw. mit Plazebo behandelt. Die Patienten der Verumgruppe zeigten eine signifikante Abnahme der mittleren Schmerzrate, eine signifikante Verbesserung funktionaler und physiologischer Parameter und eine wesentliche Verkürzung der Rehabilitationszeit. Für die Verkürzung der Rehabilitationsdauer in der Verumgruppe gibt es eine Reihe von Gründen: verbesserte Bereitschaft zur Physiotherapie, weniger Angst und möglicherweise ein entzündungshemmender Effekt periphe-rer Opioid-Rezeptoren. Eine potente Schmerztherapie muss daher in jedem Fall Teil der Rehabilitation nach Operationen sein.

Therapie chronischer Schmerzen


5 bis 10% der Bevölkerung leiden unter chronischen Schmerzen. Ihre physiologische Warnfunktion haben diese Schmerzformen, anders als beim akuten Schmerz, verloren. Der Schmerz dominiert das Leben der Betroffenen in dramatischer Weise. Opioide sind, seit Sertürner das Morphin aus Opium isoliert und damit der Pharmakotherapie zugänglich gemacht hat, für starke und stärkste Schmerzen der Goldstandard. Die Anwendung wird jedoch durch die kurze Wirkdauer der Opiate erschwert. Daher wurde im Jahr 1984 das erste retardierte Morphin als MST Mundipharma® eingeführt. Das MST® Retard-Granulat ermöglicht jetzt nicht nur die zweimal tägliche Gabe, sondern auch die Verabreichung des Granulats in einer Trinksuspension oder über eine Sonde. So können auch Patienten mit Schluckbeschwerden von den Vorteilen der oralen Therapie profitieren. Eine besondere Entwicklung der retardierten Morphine ist MST Continus®, mit dem erstmalig über 24 Stunden konstante Wirkspiegel bei einmaliger Gabe des Medikaments erreicht werden können.
Seit 1994 ist retardiertes Tramadol von Mundipharma verfügbar. Mit diesem Medikament können Schmerzen, die nicht nach WHO-Stufe III therapiert werden müssen, mit zweimal täglicher Gabe eines Medikaments therapiert werden. Das neue Tramundin® SL enthält einen schnell freisetzenden Anteil und einen retardierten Anteil und kombiniert so erstmals den schnellen Wirkeintritt von Tramadol mit einer zwölf Stunden anhaltenden Wirkung.
Quelle
Dr. Gerhard Müller-Schwefe, Göppingen, Dr. Wolfgang Fleischer, Mundipharma GmbH, Limburg (Lahn), Dr. med. Kai Hans Hermanns, Berlin, Dr. Andrea Cheville, New York/USA, Symposium -Neue Ansätze in der differenzierten Opioid-Therapie auf dem Deutschen Schmerztag 1999 in Frankfurt, 25. Februar 1999, unterstützt von der Mundipharma GmbH, Limburg (Lahn).

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