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Studie zu Arzneimitteln: Deutschland kein Hochpreisland
Das ist ein Ergebnis der am 18. November in Berlin vorgelegten Studie "Die deutschen Arzneimittelpreise im europäischen Vergleich", die das Basys-Institut in Augsburg im Auftrag des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) und der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) erstellt hat. Einbezogen waren die Länder Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal, Schweiz und Spanien.
Das Institut kommt zu dem Schluss, dass die Arzneimittelpreise der einzelnen europäischen Länder nach wie vor unterschiedlich sind. Gründe seien neben unterschiedlichen Wettbewerbsbedingungen vor allem Interventionen der einzelnen Länder. Basys benutzte das Konzept der Defined Daily Dose, DDD, um unterschiedliche Packungsgrößen und Dosierungen vergleichbar zu machen. Der Preisvergleich zwischen Deutschland und den Ländern erfolgte auf der Basis von Wirkstoffen. Es wurden 4200 Produkte mit 47 Wirkstoffen ausgewählt, die knapp ein Drittel des GKV-Arzneimittelmarktes beim Umsatz und der Anzahl der Verordnungen abdeckten.
Der Preisvergleich auf Basis der Devisenkurse habe ergeben, dass die Schweiz, Irland, Österreich, Belgien, Luxemburg, Finnland und Großbritannien die Rangfolge anführten. Dänemark, die Niederlande und Italien lägen knapp oberhalb von Deutschland. Nur in Frankreich, Portugal, Spanien und Griechenland sei das Preisniveau unter dem Deutschlands gewesen. Während die Preise je DDD in Frankreich fast gleichauf mit den deutschen lägen, vergrößere sich der Abstand zu Portugal und Spanien deutlich. Am günstigsten seien die Apothekenverkaufspreise in Griechenland.
Für den Vergleich der Kaufkraftparitäten wurde Deutschland als Maßstab gleich 100 gesetzt. In sämtlichen Ländern mit einer höheren Kaufkraft der Landeswährung führte dies zu einem niedrigeren und in Staaten mit einer schwächeren Kaufkraft zu einem höheren Preis. Die meisten Länder lägen über dem Preisniveau von Deutschland. Lediglich Dänemark und Frankreich blieben darunter, so ein weiteres Studienergebnis.
Ein anderes Bild habe sich bei der Betrachtung der Einkommensverhältnisse ergeben, bei der dem durchschnittlichen Arzneimittelpreis je DDD der durchschnittliche Stundenlohn des jeweiligen Landes in der verarbeitenden Industrie gegenübergestellt worden sei. Hier stehe Portugal an der Spitze der Länder, gefolgt von Griechenland, Irland, Italien und Österreich. Das Mittelfeld bildeten Belgien, Schweiz, Spanien, Finnland, Großbritannien, die Niederlande und Frankreich. Die Schlussposition sei von Luxemburg, Deutschland und Dänemark eingenommen worden. Dabei seien die Arzneimittelpreise in allen Ländern mit Ausnahme von Dänemark teurer als in Deutschland gewesen.
Insgesamt liege die Bundesrepublik im unteren Drittel der europäischen Rangskala, gleich auf welcher Preisebene - Herstellerabgabepreise oder Apothekenverkaufspreise - und unabhängig davon, welcher Vergleichsmaßstab - Devisenkurse, Kaufkraftparitäten oder Einkommensverhältnisse - zugrunde gelegt werde. In der Studie werden darüber hinaus die Großhandelszuschläge im europäischen Vergleich, die Apothekenzuschläge, aber auch der Kassenrabatt aufgeführt.
Für die Hauptgeschäftsführerin des VFA, Cornelia Yzer, zeigte das Ergebnis, dass die Arzneimittelversorgung in Deutschland international gesehen sowohl in punkto Qualität wie auch Preiswürdigkeit bis heute hervorragend abschneide. Auch für den ABDA-Präsidenten Hans-Günter Friese belegen die Studienergebnisse, dass die Finanzen der GKV nicht zu Lasten der Arzneimittelkosten, die nur rund 13 Prozent der Gesamtausgaben ausmachen, saniert werden können.
Deutschland ist bei Arzneimitteln kein Hochpreisland. Der Vergleich auf Basis der Devisenkurse zeigt, dass lediglich in Frankreich, Portugal, Spanien und Griechenland das Preisniveau günstiger ist als hier.
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