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Pharmaindustrie: Rekombinantes Mistellektin wichtigstes Projekt bei Madaus
Kooperationen angepeilt
Wie Fels vor Journalisten sagte, will das Unternehmen seine Position als internationaler Phytohersteller stärken. Gedacht sei an ein Vertriebs-Joint-Venture in Deutschland, zu dem nur noch die Zustimmung des Kartellamts ausstehe, sowie eine strategische Allianz mit einem vertriebsstarken Partner in den USA.
1998 sei der weltweite Umsatz mit 500 Millionen Mark um rund einen Prozentpunkt im Vergleich zum Vorjahr (507 Millionen) gesunken, was vor allem auf die Pharmasparte zurückgeführt wurde, die insgesamt um vier Prozent und speziell in Deutschland um 14 Prozent zurückging. 80 Prozent des Umsatzes oder 398 Millionen Mark erreichte der Pharma-Gesamtumsatz, von denen 142 Millionen in Deutschland, die übrigen im Ausland erwirtschaftet wurden. Zu dem Inlandsrückgang hätten vor allem Selbstmedikationspräparate wie das saisonabhängige Immunstimulans Echinacin beigetragen. Ein Fünftel des Umsatzes entfällt auf Tochtergesellschaften wie Euromed, Servox Medizintechnik oder die Wasserburger Arzneimittelwerke, die im vergangenen Jahr Umsatzzuwächse verzeichneten.
Der für September 1998 geplante Börsengang ist nach Worten des Vorstandsvorsitzenden wegen des zu dieser Zeit schlechten Börsenklimas sowie des unbefriedigenden Geschäftsjahres verschoben worden. Für 1998 rechnete Fels "im günstigsten Fall mit einem ausgeglichenen Ergebnis". Für dieses Jahr strebt Madaus mit einem Umsatz von 540 Millionen Mark und einem zweistelligen Millionen Ergebnis nach Steuern den turn around an.
Börsenreife im Jahr 2001
Die Börsenreife werde jetzt für 2001 erwartet. Dann soll 28 Prozent des Kapitals an die Börse gebracht werden. Das mittelständische Unternehmen setzt auf Kooperationen mit finanzstarken Partnern zum Beispiel für das rekombinante Mistellektin, das sich in der Übergangsphase von der Präklinik in die klinische Phase befinde. Bis zur erhofften Zulassung im Jahr 2006 sei ein Betrag von 80 Millionen US-Dollar nötig, den Madaus nicht allein aufbringen könne. Wegen der von der Regierung geplanten Positivliste sei keine Änderung der Marktstrategie vorgesehen, sagte Fels. Er zeigte sich leicht enttäuscht von der Politik der Bundesgesundheitsministerin, bisher sei kaum Unterstützung für Phytopharmaka sichtbar.
Mistellektin wichtigstes Zukunftsprojekt
Professor Hans Lentzen, Leiter des Ressorts Forschung und Entwicklung, hob die Bedeutung des rekombinanten Mistellektins hervor, das sich in tierexperimentellen Tumormodellen als gut verträgliches und äußerst potentes Antitumormittel erwiesen habe.
Bei dem 1995 begonnenen Projekt kooperiere Madaus mit verschiedenen Auftragsinstituten und habe auf diese Weise die Forschungsversuche breit angelegt. Beispielsweise habe die Biotechnologiefirma B.R.A.I.N. in Zwingenberg ein gentechnisches Verfahren entwikkelt, das die Produktion des Mistellektins in reinster Form ermöglichte. Bis dahin war die Isolierung der Substanz etwa wegen des schwankenden, geringen Wirkstoffgehalts problematisch gewesen. Der Wirkstoff stelle durch die Kombination einer zytostatischen Wirkung im Niedrigdosisbereich mit immunstimulierenden Eigenschaften (Aktivierung von Killerzellen) ein neues Wirkprinzip, eine "New Biological Entity" dar. Mit einer Dosis von 30 Nanogramm pro Kilogramm Körpergewicht (ng/kg KG) könne das Wachstum eines Dickdarmkarzinoms der Maus um etwa die Hälfte gehemmt werden, vergleichbar gut sei die Wirkung gegen Nierenzell- und Bronchialkarzinome. Bei einem Hodentumor der Maus bewirkten bereits drei ng/kg KG eine 70prozentige Tumor-Wachstumshemmung. Nachdem die präklinischen Prüfungen so ermutigend abgeschlossen seien, rechne er mit einem Start der klinischen Entwicklung in diesem Sommer, sagte Professor Lentzen.
Auch für die Entwicklungsphase setze Madaus auf Kooperationen mit Partnern. Das Mistellektin - als Follower des Lektinols - sei ein Beispiel für die Follower-Strategie, die das Unternehmen mit der Entwicklung vom standardisierten Spezialextrakt hin zur Monosubstanz verfolge.
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