Prisma

Leben im Verborgenen

Mehr als zwei Millionen Menschen leiden in der Bundesrepublik an einer Zwangsneurose. Damit sind ähnlich viele Menschen betroffen wie beispielsweise bei Diabetes. Trotz dieser hohen Zahl fristen Zwangserkrankte in Deutschland ein Schattendasein.


Sie versuchen oftmals, ihre Erkrankung gegenüber der Umwelt und den Mitmenschen zu verdrängen oder zu verbergen. Dabei sind sie häufig äußerst kreativ im Finden von Erklärungen und Verhaltensweisen, um ihre Zwänge nicht preisgeben zu müssen. So schafft es z. B. der Schüler mit einem Waschzwang durch vielerlei Ausflüchte und Argumente immer wieder, dass jemand anderes die für ihn mit vielen "gefährlichen" Krankheitskeimen verseuchten Türklinken der Klassenräume und der Schultoilette öffnet. Ebenso gelingt es der Kassiererin im Supermarkt, ihre Kontrollzwänge vor ihren Kollegen und Kolleginnen zu verheimlichen, indem sie nach Geschäftsschluss immer länger arbeitet, um die Kassenrolle wieder und wieder nachrechnen zu können. Rund 90 Prozent der Betroffenen leiden hierzulande unerkannt im Verborgenen. Die Deutsche Gesellschaft für Zwangserkrankungen e. V. versucht diesen Patienten Wege aus dem Dunkel zu zeigen. Seit etwa drei Jahren aktiv, hat die Initiative inzwischen etwa 35 000 Betroffenen durch Rat und Tat zur Seite gestanden. Weitere Informationen zum Thema "Zwangserkrankungen" sind über die Deutsche Gesellschaft für Zwangserkrankungen, Postfach 1545, in 49005 Osnabrück zu beziehen. dgk

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