Randnotitz

Notstand!

Der Tübinger Pharmakologe Professor Ammon hat in einem DAZ-Interview unlängst darauf aufmerksam gemacht: wir brauchen mehr Studienplätze! In den letzten Jahren wurden permanent Personalstellen an den pharmazeutischen Instituten gestrichen, sogar Schließungen waren und sind vorgesehen. Weniger Personalstellen bedeutet weniger Studienplätze. Dies führt in Deutschland bereits kurzfristig zu einem Mangel an Apothekerinnen und Apothekern. Hinzu kommt die Besonderheit in unserem Beruf, dass überwiegend Frauen den Apothekerberuf ergreifen - mit der Konsequenz, dass sie nach dem Studium oft nur wenige Jahre dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und sich dann aufgrund von Schwangerschaft und Kindererziehung aus dem Berufsleben verabschieden. Nur ein relativ kleiner Teil von ihnen steigt nach Jahren wieder ein. Außerdem: Nicht nur die öffentliche oder Krankenhausapotheken haben Bedarf an jungen Pharmazeuten. Auch die Pharmaindustrie saugt die frisch Approbierten vom Arbeitsmarkt auf. Positiv: Keine Arbeitslosigkeit, jeder Pharmazeut findet eine Stelle - im Gegenteil, es gibt ein Überangebot an freien Stellen. Ein Blick in den Stellenmarkt der Fachzeitschriften zeigt's. Der Apothekenmarkt braucht approbierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Doch nicht nur auf diesem Gebiet herrscht mittlerweile Notstand. Das gleiche Szenario zeigt sich im Bereich von PTA und PKA. Es werden zwar jede Menge an PTAs ausgebildet, doch nicht wenige von ihnen verlassen schon nach wenigen Berufsjahren die Apotheke - für Mann und Kinder oder auch, weil ihnen der Arbeitsplatz Apotheke von der Arbeitszeit und vom Gehalt her zu unattraktiv geworden ist. Ähnlich auch im PKA-Bereich. Zwar versuchte man, diesen Beruf interessanter zu gestalten als früher - die "Helferin", die mit dem Staublappen die Standgefäße putzt, sollte sich heute überlebt haben -, aber es ist schwieriger denn je, eine junge Frau für den PKA-Beruf zu begeistern. Azubis hierfür finden sich meist nur noch unter den jungen ausländischen Mitbürgerinnen. Die "Arzthelferin" steht dagegen an der Beliebtheitsskala der Ausbildungsberufe auf Platz eins. Was ist los in der Pharmazie? Während es im Bereich der Approbierten eine Frage der zu knappen Ausbildungsplätze ist, dürfte es auf der Ebene von PTA und PKA eher eine Frage der Attraktivität und der Gehaltsstruktur sein. Eine alleinstehende PKA kann in einer Großstadt mit ihrem Tarifgehalt kaum überleben. Wir brauchen also mehr Studienplätze für Pharmaziestudierende, wir brauchen aber auch bessere Gehaltsstrukturen für PTA und PKA - und nicht zuletzt ein besseres Image für die PKA. Das wären auch Aufgaben für eine zentrale Öffentlichkeitsarbeit, eine Kampagne für den "Arbeitsplatz Apotheke". Peter Ditzel

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.