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Pharmaindustrie: AstraZeneca nach der Fusion im deutschen Markt
Das Pharmaunternehmen beschäftigt in Deutschland derzeit 1731 Mitarbeiter in den beiden Standorten Wedel (Schleswig-Holstein) und Plankstadt (Baden-Württemberg). Geplant ist, bis Dezember 2000 die Zahl der Mitarbeiter um vier Prozent zu erhöhen; für 2001 ist nochmals ein Wachstum von sechs Prozent vorgesehen. Mit einem Marktanteil von 4,6 Prozent ist die AstraZeneca GmbH das drittgrößte Pharmaunternehmen in Deutschland nach Aventis und Novartis. Der gemeinsame Umsatz beider Unternehmen in Deutschland betrug im vergangenen Jahr 1,5 Mrd. DM.
Therapiegebiete
Das neue Unternehmen befasst sich mit folgenden Therapiegebieten: Herz-Kreislauf (Anteil des Geschäftsbereiches am Konzernumsatz = 46%), Magen-Darm (19%), Atemwege (13%), Onkologie (8%), Anästhesie (7%). Adipositas ist ein weiterer erfolgreicher Therapiebereich. Mit der diesjährigen Neueinführung des Antipsychotikums Seroquel (Quetiapin) zur Behandlung der Schizophrenie wird das breit gefächerte Portfolio um die Sparte ZNS erweitert. Das Unternehmen ist Marktführer im Bereich Gastroenterologie und belegt in der Onkologie Platz zwei auf dem weltweiten Pharmamarkt. Zukünftig wird auch die Marktführerschaft bei Herz-Kreislauf- und Schmerztherapie angestrebt. Darüber hinaus hat sich das Unternehmen zum Ziel gesetzt, zehn Prozent Marktanteil im Bereich ZNS und den zweiten Rang im Therapiegebiet Pulmologie zu erreichen.
Stärkung der Forschung und Entwicklung
Im Rahmen der Fusion haben die beiden Unternehmen ihre Aktivitäten für Forschung und Entwicklung gebündelt, um durch Synergieeffekte eine Stärkung der Innovationskraft zu erzielen. AstraZeneca verfolgt das Ziel, die Qualität des bestehenden Produktportfolios und die Entwicklung neuer Wirkstoffe zu optimieren. Zur Zeit ist AstraZeneca in 159 Forschungs- und Entwicklungsprojekten einschließlich 57 neuer Wirkstoffe aktiv.
Bis zum Jahr 2003 plant das Unternehmen, jährlich über 15 neue Wirkstoffe in die klinische Prüfung zu bringen. Die Forschungs- und Entwicklungsstrategie sieht weiterhin vor, die Zeit von der Synthese eines Wirkstoffes bis zu seiner Zulassung drastisch zu reduzieren; weniger als sechs Jahre soll ein Candidate Drug bis zur Markteinführung benötigen. Pro Jahr sollen schließlich drei medizinisch wichtige und wirtschaftlich bedeutende Produkte in den Markt eingeführt werden. Damit soll sich der Wert des Produktportfolios alle fünf Jahre verdoppeln.
Neueinführungen
Dieses Jahr beabsichtigt AstraZeneca fünf Neueinführungen und eine Indikationserweiterung. Im Januar wurde bereits das Migränetherapeutikum AscoTop eingeführt, eine Schmelztablette mit innovativer Galenik für Patienten, die Tabletten nicht schlucken können oder denen keine Flüssigkeit zur Verfügung steht. Im März 2000 folgt das Antispychotikum Seroquel (Quetiapin) zur Behandlung der Schizophrenie. Es ist ein atypisches Neuroleptikum mit wenig Nebenwirkungen, das in den USA, Kanada und Neuseeland schon erhältlich ist. Im April kommt eine neue Kombination aus AT1-Blocker und Thiaziddiuretikum mit dem Handelsnamen Plus Atacand auf den Markt.
Eine weitere Neueinführung ist Casodex, ein Antiandrogen zur Therapie von Prostatakrebs in einer neuen 150 mg-Dosierung. Mit Nexium, Esomeprazol, der Nachfolgesubstanz des Omeprazols, bringt AstraZeneca den ersten isomeren Protonenpumpenblocker auf den Arzneimittelmarkt, der verspricht, Patienten in kürzerer Zeit heilen zu können als Omeprazol, dem bisherigen Goldstandard in der Therapie von Säurefunktionsstörungen im Gastrointestinaltrakt. Nexium beschreitet voraussichtlich mit einer symptombedingten "Bedarfs"-Therapie einen neuen Weg im Langzeit-Management der endoskopisch- negativen Refluxkrankheit. Darüber hinaus wird der Betablocker Beloc-Zok (Metoprolol) im ersten Halbjahr eine Zulassung für eine achte Indikation, nämlich Herzinsuffizienz, bekommen.
Entwicklungen
Weitere Produktinnovationen aus den Therapiebereichen Herz-Kreislauf, Onkologie und Pulmologie befinden sich derzeit bei AstraZeneca in der Entwicklung und kommen voraussichtlich in den nächsten zwei Jahren auf den Markt. Die Entwicklung eines neuen Superstatins (Präparat ZD4522) zählt zu den interessantesten nnovationen auf dem Indikationsgebiet Herz-Kreislauf. Es verspricht mit seinem positiven Effekt auf Triglyzeride und HDL und seiner ausgezeichneten Verträglichkeit zum Statin der nächsten Generation zu werden. Das Präparat befindet sich derzeit in der Entwicklungsphase III und soll Anfang 2001 auf den Markt kommen. Ein weiterer Forschungszweig im Therapiebereich Herz-Kreislauf widmet sich den Thrombosen.
Mit dem Wirkstoff H376/95 ist das erste oral wirksame Anti-Thrombose-Mittel in der Entwicklung. Nach seiner Aufnahme wird der Wirkstoff im Körper zu Melagatran metabolisiert, einem direkten Thrombininhibitor. Die gute Verträglichkeit und das Ausbleiben von Wechselwirkungen sollen eine lange Anwendungsdauer gewährleisten und eine regelmäßige Antikoagulanzienkontrolle überflüssig machen. Noch befindet sich der Wirkstoff in der Phase III; die Zulassung für die Indikation bei stark venöser Thromboseprävention nach orthopädischen Operationen ist für das Jahr 2001 vorgesehen. Im Bereich der Onkologieforschung ist das Präparat Iressa (ZD1839) hervorzuheben. Iressa ist ein Epidermal-Growth-Factor-Rezeptor Tyrosinkinase-Inhibitor, der wachstums- und überlebensrelevante Signale eines Tumors blockiert. Phase I zeigte ermutigende Ergebnisse bei der Behandlung verschiedener solider Tumorarten, insbesondere bei Lungenkrebs (Non-Small Cell Lung Cancer/ NSCLC). Es wird auch bei Magen-, Darm- und hormonresistentem Prostatakrebs als Mono- und Kombinationstherapie getestet. In Kürze beginnt die Phase III.
Mit den neuen Produkten Symbicort, eine Kombination aus Oxis und Pulmicort, und Viozan, einem neuen dualen Dopamin-β2-Agonisten, beabsichtigt AstraZeneca in dem Therapiebereich Pulmologie seine europäische Marktposition auszubauen. Viozan wird derzeit in den USA und Europa in Phase III getestet. Die Stimulation von Dopamin-Rezeptoren an afferenten Nerven der Lunge führt zur effektiven Unterdrückung der sensorischen Nervenaktivität und verhindert reflexbedingtes Husten, Sputum und Atemlosigkeit. "Diese und alle weiteren Produktinnovationen, die sich derzeit bei AstraZeneca in Entwicklung befinden, sind geeignet, den Erfolg des Unternehmens auch in Zukunft aufrecht zu erhalten und unsere Marktposition auszubauen", so Dr. Tilman Kreuzer.
Nach der von den Aktionären im Februar 1999 beschlossenen Fusion operieren der schwedische Konzern Astra und die britische Zeneca Group PLC als gemeinsames Unternehmen unter dem Namen Astra-Zeneca. Am 1. März 2000 wurde die AstraZeneca auch im Deutschen Handelsregister eingetragen. Auf seiner ersten Pressekonferenz gab das neue Unternehmen einen Überblick über die Therapiegebiete, mit denen man sich befasst, sowie die geplanten Neueinführungen und Entwicklungen.
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