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Bundesgesundheitsministerin Fischer: Qualität und Sicherheit von Bluttransfus

(pei). Bei einem informellen Besuch des Paul-Ehrlich-Instituts PEI) am 9. März 2000 gab Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer bekannt, dass der Weg für eine zwar kostenintensive Maßnahme frei ist, die aber zur weiteren Verbesserung der Qualität und Sicherheit von Bluttransfusionen führt. In Zukunft sollen alle Blutkomponenten zur Bluttransfusion Ų dies sind Erythrozytenkonzentrate, Thrombozytenkonzentrate und Plasmen Ų durch eine Filtration von Leukozyten befreit werden.

Die Einführung dieser Leukozytendepletion genannten Methode ist im Rahmen der Sicherheit der Blutprodukte ein weiterer wichtiger Schritt, da so die Bluttransfusionen insgesamt für die Patienten verträglicher wird und die Übertragung von weiteren Krankheiten vermieden werden kann.

Kostenübernahme durch Solidargemeinschaft

Die generelle Einführung der Technologie zur Leukozytendepletion wird mit Mehrkosten von schätzungsweise 40-60 Millionen DM pro Jahr verbunden sein. Die Ministerin hat bei ihrer Grundsatzentscheidung für das Mehr an Sicherheit auch die Kostenübernahme durch die Solidargemeinschaft befürwortet. Der kommissarische Leiter des Paul-Ehrlich-Instituts Prof. Dr. Johannes Löwer stellte fest: "Das grüne Licht zur Einführung der Leukozytendepletion durch das Bundesgesundheitsministerium hilft dem PEI, so schnell wie möglich diese Maßnahme umzusetzen."

Argumente für generelle Leukozytendepletion

Auch heute schon wird die Leukozytendepletion für bestimmte Patientengruppen durchgeführt. Für die generelle Einführung der Leukozytendepletion sprechen nach Überzeugung der wissenschaftlichen Fachkreise einige stichhaltige Argumente:

  • Leukozyten sind in Blutkonserven in der Praxis als "Verunreinigung" anzusehen, die dem Patienten nicht nützen, aber häufig die Verträglichkeit der Transfusion verschlechtern. Sie tragen auf ihrer Oberfläche bestimmte Merkmale, die zu einer Sensibilisierung des transfundierten Patienten führen können. Bei der Verwendung nicht-leukozytendepletierter Produkte werden weitere Transfusionen nicht mehr so gut vertragen oder gar unwirksam.
  • In den Leukozyten können bestimmte Viren überleben, wie z. B. das Cytomegalievirus. Dieses Virus ist für den gesunden Menschen ungefährlich, die Infektion wird nicht wahrgenommen. Patienten, die eine Knochmarkstransplantation erhalten oder andere abwehrgeschwächte Patienten können jedoch aufgrund dieses Virus schwer erkranken. Leukozyten können zwar auch Viren wie HIV oder Hepatitis-Viren enthalten. Die Sicherheit vor diesen Viren wird aber durch andere umfassende Maßnahmen sichergestellt.
  • Bisher gibt es keine konkreten Hinweise, dass die mit dem Rinderwahnsinn BSE in Verbindung gebrachte neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung CJD) durch Blut übertragen werden könnte, ein solcher Obertragungsweg ist allerdings wissenschaftlich noch nicht endgültig ausgeschlossenen. Aus Experimenten mit kleinen Labortieren hatten sich Hinweise ergeben, dass der Erreger von CJD, die so genannten Prion-Proteine, insbesondere mit den weißen Blutkörperchen assoziiert sind. Die Leukozytendepletion dient damit auch dem vorbeugenden Gesundheitsschutz.

Die Entscheidung zur Leukozytendepletion fiel nach einem Expertengespräch am 7. März in Berlin. Vorausgegangen war ein vom PEI im Januar 1999 initiierter Informationsaustausch über Vor- und Nachteile der Leukozytendepletion an dem die Blutspendeeinrichtungen, der Arbeitskreis Blut am Robert Koch-Institut und europäische Gremien beteiligt waren.

Bald Neubesetzung der PEI-Leitung

Frau Fischer teilte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Instituts außerdem mit, dass die Leitung des Instituts in näherer Zukunft regulär besetzt werden soll. Seit dem Wechsel des vorherigen Präsidenten Prof. Dr. Reinhard Kurth zum 20. Oktober 1999 an das Robert Koch-Institut nach Berlin leitet der bisherige ständige Vertreter des Präsidenten Prof. Dr. Johannes Löwer das Institut kommissarisch. Für die Auswahl des künftigen Präsidenten wird Frau Ministerin Fischer noch im März eine Findungskommission beauftragen, ihr geeignete Kandidaten vorzuschlagen.

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