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Apotheken in Finnland: alle nicht-verschreibungspflichtigen Arzneimittel in der
Im Gesundheitswesen von Finnland ist die Vorstellung verankert, dass Patienten das Recht haben, über ihre Krankheit, über die Behandlung und Behandlungsalternativen informiert zu werden. Das Gesetz über die Patientenrechte besagt, dass "einem Patienten Informationen über seinen Gesundheitsstatus gegeben werden sollen, aus denen der Status seiner Gesundheit, die Wichtigkeit seiner Behandlung, verschiedene Alternativen der Behandlung und ihre Wirkungen hervorgehen" . Um den Patienten vor diesem Hintergrund Entscheidungen zu ermöglichen, muss er Zugang zu Informationen haben.
Auf diesen Vorstellungen, so machte Finnlands Gesundheitsministerin Maija Perho in ihren Grußworten zum AESGP-Kongress deutlich, basiert auch die Selbstmedikation in Finnland: Patienten haben das Recht, alles, was sie möchten, über nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel zu wissen. Dies führte letzten Endes dazu, dass die Zugänglichkeit und Präsentation der nicht verschreibungspflichtigen Arzneimittel in exemplarischer Art und Weise organisiert wurde: Nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel werden nicht mehr hinter dem HV-Tisch in der Sichtwahl präsentiert, sondern dürfen den Kunden über die Freiwahl zugänglich gemacht werden. Der Verbraucher kann hier die Produkte unmittelbar vergleichen, ihre Zusammensetzung und den Preis. Um den Preisvergleich zu erleichtern, wird neben dem Verkaufspreis auch der Preis der täglichen Tagesdosis auf dem Preisschild angegeben, was einen unmittelbaren Vergleich der Produkte ermöglicht. Allerdings steht ausgebildetes pharmazeutisches Personal im Bereich der Freiwahl ständig zur Beratung und Information zur Verfügung.
Die Möglichkeit, nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel in der Freiwahl anzubieten, wird von Apotheken unterschiedlich gehandhabt. So schöpfen manche Apotheken diese Möglichkeit konsequent aus und bieten in der Freiwahl unter anderem auch Schmerzmittel, Hydrocortisonpräparate, Magenmittel und Erkältungspräparate an. Andere Apotheken wiederum halten sich zum Beispiel im Bereich der Schmerzmittel zurück, um auf diese Weise den allzu leichten Zugang zu diesen Produkten einzuschränken.
Infos auch vom Beratungscomputer
Einige Apotheken in Finnland bieten neben der Beratung durch pharmazeutisches Personal auch die Möglichkeit an, Informationen auf elektronischem Weg abzurufen. Auf einem Computerterminal mit Touchscreen kann der Patient in der Offizin Informationen zu seiner gewünschten Indikation bzw. zu seinen Arzneimitteln abrufen. Diese Möglichkeit, sich zu informieren, nutzen allerdings, wie ein Vertreter des Verbands der finnischen Apotheken einräumte, bisher täglich nur 20 bis 30 Kunden einer Apotheke.
Wie die finnische Gesundheitsministerin erklärte, habe eine Studie über Apotheken gezeigt, dass den Verbrauchern qualitativ gute Informationen gegeben werden, aber in vielen Fällen erst auf Nachfrage des Verbrauchers. Dieses Problem zeige sich allerdings nicht nur in Finnland. So bestünden in der täglichen Kundenberatung wahrscheinlich mehr Möglichkeiten für eine Informationsweitergabe und für eine bessere Koordination zwischen den Informationen, die vom Arzt und vom Apotheker gegeben werden - und zwar in allen Ländern Europas. Finnland hat vor diesem Hintergrund im vergangenen Jahr ein umfassendes, langfristiges Projekt gestartet, um das Gebiet der Beratung über Arzneimittel in Apotheken weiter zu entwickeln. Das auf vier Jahre angelegte Projekt "Tippa", bindet Apotheker, Berufsorganisationen, sowie die Fort- und Weiterbildung mit ein.
Zweck des Projekts ist es, den Apotheken Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, mit denen die Beratung über Arzneimittel weiterentwickelt werden kann unter Berücksichtigung der Verschreibung des Arztes und der Selbstmedikation. Schon heute zeichnet sich ab, so die finnische Gesundheitsministerin, dass dieses Projekt ein Erfolg wird. Der Schwerpunkt liegt dabei darauf, Informationen über Arzneimittel als integralen Bestandteil der pharmazeutischen Routine in der Apotheke zu verankern. Als konkretes Ergebnis dieses Projektes erhielten die Apotheken bereits eine Datenbank, mit deren Hilfe Informationen über verschreibungspflichtige Arzneimittel effizienter weitergegeben werden können. Die Datenbank wurde eingebunden in das elektronische System, das bei der Abgabe von Arzneimitteln eingesetzt wird. Bei der Abgabe zeigt die Datenbank die wichtigsten Hinweise an, die der Verbraucher zur richtigen Anwendung des Arzneimittels wissen muss.
Es liegt im Ermessen des Apothekers, ein spezielles Informationspaket zusammenzustellen, angepasst an die Erfordernisse eines jeden Patienten.
Seit einigen Jahren unterscheiden die Apotheken in Finnland nicht mehr zwischen Frei- und Sichtwahl. Alle nicht verschreibungspflichtigen Arzneimittel dürfen in finnischen Apotheken in der Freiwahl angeboten werden. Allerdings steht im Bereich der Freiwahl ständig pharmazeutisches Personal zur Verfügung zur Beratung und Information.
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