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Arzneimittel und Therapie
Meningitis-Impfstoff bietet Schutz vor der Erkrankung
Rückgang der Krankheitsfälle um über 70%
Das DOH startete das Immunisierungsprogramm im November 1999 in Großbritannien als Reaktion auf die in den letzten Jahren steigende Zahl der durch Meningokokken der Gruppe C ausgelösten Meningitiden. In England und Wales traten 1999 insgesamt 1530 Fälle und 150 Todesfälle auf. Von Anfang Dezember 1999 bis Mitte März 2000 wurden bei 15- bis 17-Jährigen 16 Fälle einer Meningokokken-Erkrankung im Vergleich zu 70 erwarteten Fällen gemeldet; dies entspricht einem Rückgang um 77%.
Auch bei Kindern unter einem Jahr traten weit weniger Fälle als erwartet auf: Von Anfang Januar bis Mitte März 2000 wurden 10 Fälle gemeldet, hingegen wurden 37 Fälle erwartet – dies entspricht einer Abnahme um 73%.
Meningitis-Situation in Deutschland
In Deutschland wurden 1998 729 Fälle von Meningokokken-Erkrankungen gemeldet (77,2% Erreger der Serogruppe B, 18,8% Serogruppe C, restliche: andere Erreger). 68 dieser Fälle endeten tödlich. Die Inzidenz der Gruppe- C-Meningitis liegt seit 1990 im Schnitt bei 20%, wobei die Zahlen von 12 bis ca. 25% schwanken.
Derzeit stehen in Deutschland nur Polysaccharid-Impfstoffe gegen die Erkrankung zur Verfügung. Diese Impfstoffe sind jedoch bei Kleinkindern nicht immunogen. Für den Meningitec-Konjugatimpfstoff wurde in Europa die Zulassung über das Verfahren der gegenseitigen Anerkennung (mutual recognition) beantragt.
Impfstoffe gegen Meningokokken
Früher galten Impfstoffe gegen Gruppe-C-Meningokokken-Erkrankungen als ungeeignet für die routinemäßige Anwendung in nationalen Immunisierungsprogrammen, da sie keine langfristige Immunantwort bewirken und bei Kleinkindern und Säuglingen keine ausreichende Immunantwort stimulieren. Diese Impfstoffe wurden aus den Polysacchariden des Meningokokken-Erregers hergestellt.
Bei Meningitec hingegen ist das Polysaccharid an ein Protein gebunden. Solche konjugierten Impfstoffe stimulieren das Immunsystem von Kleinkindern und erzeugen bei Personen aller Altersgruppen ein immunologisches Langzeitgedächtnis. Der Impfstoff enthält keinerlei lebende Meningokokken-Erreger. Häufigste Nebenwirkung sind u.a. häufigeres Schreien, Reizbarkeit, Schläfrigkeit und Schlafveränderungen.
Nicht gegen Gruppe-B-Meningokokken
Der neue Impfstoff schützt wie sein Vorgänger vor einer Infektion mit Gruppe-C-Meningokokken, jedoch nicht gegen Gruppe-B-Meningokokken. Dies ist der häufigste Erregerstamm in Deutschland, gegen den es allerdings noch keinen Impfstoff gibt. Eltern müssen deshalb nach wie vor auf die Symptome achten, auch wenn ihre Kinder geimpft wurden.
Das DOH-Impfprogramm in Großbritannien hat die Immunogenität des Impfstoffes, die zuvor bereits weltweit in einem klinischen Studienprogramm mit mehr als 25500 Kindern und Erwachsenen belegt wurde, weiter bestätigt.
Meningokokken-Erkrankungen
Meningokokken-Erkrankungen manifestieren sich als Meningitis und/oder Sepsis. Eine Meningitis tritt bei einer Entzündung der Hirnhäute (Meningen) auf. Eine Sepsis (Blutvergiftung) tritt auf, wenn Bakterien in die Blutbahn gelangen. Symptome der Meningokokken-Meningitis sind u.a. Fieber, Erbrechen, starke Kopfschmerzen, Nackensteife, Lichtempfindlichkeit, Verwirrtheit, Bewusstseinstrübung bis hin zu Koma sowie ein petechiales Exanthem (Waterhouse-Friderich-Syndrom). Die Gesamtmortalitätsrate bei Meningokokken-Erkrankungen liegt bei etwa 10%. Zusätzlich leiden etwa 10% der Überlebenden unter Hirnschäden, Schwerhörigkeit, epileptischen Anfällen und Verlust der Gliedmaßen.
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