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Die Zukunft der Pharmazie in den USA
Arzneimittelbedingte Gesundheitsprobleme verursachen in den USA enorme Kosten. Allein für die Behandlung von Erkrankungen, die auf dem falschen Einsatz von Arzneimitteln in Krankenhäusern beruhen, werden jährlich über 76 Milliarden DM ausgegeben: für Arztbesuche, weitere Verschreibungen, Krankenhausaufenthalte usw. Die Kosten durch falsch eingesetzte Arzneimittel aus allen Apotheken dürften ein Vielfaches betragen. Zu arzneimittelbedingten Gesundheitsproblemen kommt es beispielsweise durch:
- das Fehlen einer notwendigen Arzneimitteltherapie
- die Anwendung eines falschen Arzneimittels
- eine zu niedrige oder zu hohe Dosis
- Arzneimittelnebenwirkungen
- Arzneimittelwechselwirkungen
- Arzneimittelmissbrauch
Chance zur pharmazeutischen Betreuung
Apotheker könnten ganz erheblich dazu beitragen, die Zahl der arzneimittelbedingten Probleme zu verringern, beispielsweise durch Dosiskorrekturen oder durch den notwendigen Austausch eines Arzneimittels in Absprache mit dem Arzt. So würden hohe Kosten gespart, und die Apotheker hätten eine beispiellose Möglichkeit zur pharmazeutischen Betreuung der Patienten.
Weg von der reinen Arzneimittelabgabe
Das Dilemma in den USA ist, dass die Apotheker jetzt, da die pharmazeutische Betreuung in greifbare Nähe rückt, ohnehin schon überlastet sind: Arbeitszeiten von 10 bis 12 Stunden bei einer 6- bis 7-Tage-Woche sind keine Seltenheit. Apotheker beliefern bis zu 1000 Rezepte pro Tag. Sie haben wenig Zeit für andere pharmazeutische Tätigkeiten und sind dementsprechend frustriert und erschöpft. Bislang verbietet das amerikanische Gesetz die Abgabe rezeptpflichtiger Medikamente durch pharmazeutisch-technische Assistenten. Während die Zahl der Apotheker von 1992 bis zum Jahr 2005 um 6% steigen dürfte, nimmt die Zahl der Rezepte voraussichtlich um fast 50% zu. In den nächsten Jahren stehen daher revolutionäre Veränderungen an, damit die Apotheker den Patienten in Zukunft gerecht werden können:
- Die Apotheker müssen für die pharmazeutische Betreuung bezahlt werden. Hier müssen große Widerstände von Seiten der Ärzte und der Pharmaindustrie überwunden werden. Das Geld ist bereits "im System", denn die Apotheker könnten durch sinnvolle Interventionen unnötige Ausgaben einsparen.
- Pharmazeutisch-technische Assistenten müssen ausgebildet werden, die in Zukunft die Abgabe rezeptpflichtiger Arzneimittel übernehmen.
- Das Zusammenstellen der verordneten Arzneimittel muss weitgehend automatisiert und zentralisiert werden. In einer Zentralstelle können die Rezepte ausgeführt (wöchentlich bis zu 300 000 Rezepte) und dann an lokale Apotheken weitergeleitet werden. Die rechtlichen Voraussetzungen hierfür müssen noch geschaffen werden.
- Die elektronische Rezeptkarte muss standardisiert werden. Dies ist bisher nur in drei US-Staaten der Fall. In allen übrigen gibt es verschiedene Rezeptkarten mit unterschiedlichen Angaben, was dazu führt, dass die Apotheker sehr häufig mit den Krankenkassen Rücksprache halten müssen.
- Zahlreiche Informations- und Kommunikationstechnologien müssen genutzt werden.
Die Apotheke der Zukunft
Gerade die technische Infrastruktur mit Telefon- und Fernsehgesellschaften ist in Zukunft nach Ansicht von Professor Riffee für die Apotheke lebenswichtig. Er entwickelte schon 1991 eine Möglichkeit, wie Patienten von zu Hause aus über ihren PC mit dem Apotheker sprechen können (digitale Videokonferenz). Diese Technik ist in amerikanischen Apotheken inzwischen relativ weit verbreitet. Eine noch modernere Technologie ist in einer Art elektronischem Apotheken-Kiosk verwirklicht. Der Kunde kann dort sein Rezept einwerfen. Sobald es eingescannt ist, erscheint auf dem Bildschirm eine freundliche Apothekerin, mit der sich der Kunde per Telefon über seine Arzneimittel unterhalten kann. Zum Schluss fragt die Apothekerin den Kunden, bei welcher Apotheke er seine Verordnung einlösen möchte. Dort liegen die Medikamente dann schon zum Abholen bereit.
In den USA nimmt die Zahl der Verschreibungen viel stärker zu als die Zahl der Apotheker. Schon im Jahr 2005 werde ein amerikanischer Apotheker schlicht keine Zeit mehr für die Ausführung eines Rezepts haben, prophezeite ein Professor der Universität von Florida.
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