Berichte

Ausbildung: Die Zukunft des Apothekerberufs

Am 5. Juni fand an der Universität Halle-Wittenberg eine gemeinsame Veranstaltung der Firma Noweda und des Fachbereichs Pharmazie statt. Der ABDA-Präsident Hans-Günther Friese sprach vor Studenten des Fachbereiches und Apothekern der Region über die Zukunft des Apothekerberufes.

Friese verwies zunächst darauf, dass das Berufsbild und die Tätigkeit des Apothekers in starkem Maße vom gesamtgesellschaftlichen Umfeld beeinflusst wird. Zurzeit wird dieses Umfeld dadurch geprägt, dass die Menschen kritischer ihr Verhältnis zu naturwissenschaftlich-technischen Entwicklungen überdenken und mündige Bürger selbstbewusster ihre Interessen vertreten. Neben einer gewissen Perspektivlosigkeit der Jugend nehmen im allgemeinen Berufsleben Leistungs- und Wettbewerbsdruck zu. Unsere Gesellschaft hat sich mehr und mehr zu einer Nutzens- und Interessengesellschaft herausgebildet. Für den Heilberufler ist vor allem die steigende Lebenserwartung der Bevölkerung von Bedeutung, die jedoch nicht mit einer gleichbleibenden Lebensqualität in den gewonnenen Jahren verbunden ist. In diesem Umfeld findet das derzeitige deutsche System der Gesundheits- und Arzneimittelversorgung eine hohe Akzeptanz bei den Bürgern bei vergleichsweise mäßigen Kosten. Friese verdeutlichte dies an einem Vergleich zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den USA. Mit ca. 21500 Apotheken, die 50000 verfügbare Medikamente rund um die Uhr bereithalten, jährlich 25 Millionen individuelle Rezepturen erstellen und auf bundesweit täglich 3,5 Millionen Kundenkontakte verweisen können, verfügt Deutschland über ein hochwertiges System der Arzneimittelversorgung, um das uns andere Länder beneiden.

Gesundheitsmarkt wächst

Unter gegenwärtigen Bedingungen wird sich der Gesundheitsmarkt weiterhin als Wachstumsmarkt darstellen, der jedoch von einer Reihe von Irrationalitäten geprägt sei. So steht die Gesundheit zwar an erster Stelle bei den Grundbedürfnissen der Bundesbürger und neueste medizinische Entwicklungen sollten nach Meinung der Mehrheit allen zugute kommen, jedoch darf eine solche Versorgung möglichst keine Mehrkosten verursachen. Innovationen auf dem Arzneimittelsektor werden positiv aufgenommen, andererseits existiert aber eine ausgeprägte Angst vor Nebenwirkungen neuer und bereits bekannter Arzneimittel. Aus dieser Konstellation resultiert ein spezielles Anforderungsprofil an Apothekerinnen und Apotheker. Sie müssen durch Information und Beratung stärker ihre Verantwortung für eine bestimmungsgemäße Anwendung von Arzneimitteln und für eine erfolgreiche Therapie wahrnehmen.

Wissen verständlich weitergeben

Die Patienten und Kunden von heute wollen verstanden werden und unabhängig und selbstbestimmt medizinischen Fortschritt in Anspruch nehmen. Sie erwarten auch bei der Arzneimittelversorgung eine kontinuierliche Betreuung und wollen verstehen, wofür sie zahlen. Für alle Apothekerinen und Apotheker bedeutet dies, dass sie ihre Kompetenz nicht nur durch die selbstverständliche ständige Aneignung aktueller Erkenntnisse stärken. Sie müssen auch in der Lage sein, dieses Wissen verständlich auf Patienten und Kunden zu transportieren. Dies erfordert die innere Bereitschaft zur Kommunikation und die Berücksichtigung, dass unsere Gesellschaft immer mehr zur Dienstleistungs- und Kommunikationsgesellschaft wird.

Apotheke als Drehscheibe

Die Apotheke muss dabei mehr zur sozial-kommunikativen Drehscheibe für Bürger bei allen Gesundheitsfragen werden. Eine gute Voraussetzung hierfür bietet der hohe Bekanntheitsgrad der Apotheke als Anlaufstelle zu Gesundheitsfragen, der auch durch die Popularität des Apotheken-"A" bewiesen wird. Friese machte deutlich, dass die Chancen und die Zukunft des Apothekerberufes im Wesentlichen davon abhängen, inwieweit es die Apotheker verstehen, Leistung und Nutzen für die Gesellschaft zu erbringen. Dazu müssen Apotheker bereit sein, in die Zukunft zu investieren, die Gesellschaft mitzugestalten, Stärken zu stärken und Schwächen zu beheben. Nur mit einer solchen Strategie kann es gelingen, den auftretenden Problemen des Berufsstandes, die sich unter den schnell verändernden gesellschaftlichen Bedingungen ergeben und die sich derzeit in der Diskussion um Versandhandel und Internet-Apotheke widerspiegeln, Paroli zu bieten.

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