Prisma

Eine Pille gegen das Altern?

Ein kleiner Fadenwurm hat von der Forschung im Hinblick auf "die ewige Jugend" schon profitiert. Seine Lebensspanne von etwa 20 Tagen soll sich durch die Gabe von Enzymen um fast 50 Prozent verlängert haben. Ein erster Schritt, in den Alterungsprozess einzugreifen?

"Freie Sauerstoffradikale unschädlich machen", soll die Zauberformel für eine lange Jugend heißen. Forscher der University of Manchester wählten einen Fadenwurm namens Caenorhabditis elegans als Versuchsobjekt, um diese Theorie zu bestätigen. Sie führten dem Wurm ein Gemisch aus zwei synthetisch hergestellten Enzymen zu:

Superoxid-Dismutase und Katalase. Beide Enzyme kommen natürlich im menschlichen Körper vor und besitzen die Eigenschaft, freie Sauerstoffradikale unschädlich zu machen. Letztere stehen schon seit einiger Zeit im Verdacht, am Alterungsprozess ganz entscheidend beteiligt zu sein.

Das Ergebnis des Versuchs: Die Lebensspanne der kleinen Würmer konnte im Durchschnitt um fast 50 Prozent verlängert werden. "Die behandelten Würmer wirkten noch jung und aktiv, als die unbehandelten Würmer die charakteristischen Anzeichen für ein hohes Alter zeigten", stellte Gordon Lithgow, der Leiter dieser Untersuchung, fest.

Gleichzeitig wurde ein Versuch mit mutierten Fadenwürmern gestartet, die vermehrt Sauerstoffradikale bilden und somit schneller altern, als ihre gesunden Artgenossen. Auch bei ihnen konnte die Überlebensdauer durch die Gabe des Enzymgemisches erhöht werden.

Die Ergebnisse der Studien bestätigen, dass oxidativer Stress tatsächlich eine wichtige Rolle im Alterungsprozess spielt und möglicherweise medikamentös beeinflusst werden kann. Vor verfrühten Hoffnungen muss jedoch gewarnt werden, denn ob dieser positive Effekt bei Würmern auch auf den Menschen übertragen werden kann, muss erst nachgewiesen werden. Bis zur "Pille gegen das Altern" wird es also noch eine ganze Weile dauern. la

Quelle: Science 2000, Vol. 289, Nr. 5484, S. 1567-1569

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