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Berichte
Krankheitsverbundene Unterernährung
Unterernährung und Krankheit, allein oder in Kombination, führen zu vielfachen Mangelerscheinungen im Organismus. In Abhängigkeit ihres Ausmaßes verschlechtern diese Mangelzustände die Lebensqualität, verschlimmern den Verlauf zahlreicher Krankheiten, verkürzen die Lebenserwartung und sind oft unmittelbare Todesursache. Solche Mangelerscheinungen sind meistens mit der Krankheit verbunden und nicht primär Folge von "Fehlernährung" im Sinne von Unterernährung. Zur krankheitsassoziierten Unterernährung tragen im Wesentlichen eine verminderte Nahrungsaufnahme, Malabsorption und Maldigestion sowie Änderungen des Intermediärstoffwechsels bei.
Symptome
Mangelerscheinungen manifestieren sich in vielfacher Weise an Haut, Haaren, Lippen, Zahnfleisch, Zähnen, Fingernägeln oder Augen. Zu den palpatorisch-perkussorischen Befunden gehören verminderter Hautturgor, Verlust des subkutanen Fettes, Struma, Vergrößerung der Ohrspeicheldrüse, Hepatomegalie und Aszites.
Auch die Liste der funktionellen Symptome ist lang. Sie betreffen letztlich jedes Organ. Besonders schnell reagieren Organe und Gewebe mit schnellem Zellumsatz, besonders die Mukosa des Magen-Darm-Traktes sowie das Knochenmark. Dies erklärt die bei Untergewicht häufig anzutreffende Diarrhö und Infektionsneigung. Das bedeutsamste Symptom der Unterernährung ist das geringe Körpergewicht. Wichtig ist nicht nur das Gewicht an sich, sondern auch der Gewichtsverlust pro Zeit. Viele laborchemisch und apparativ feststellbare Mangelerscheinungen spielen im klinischen Alltag eine vergleichsweise untergeordnete Rolle. Erstaunlicherweise gibt es keine allgemein akzeptierten Kriterien, die zur Diagnose "krankheitsassoziierte Unterernährung" erfüllt sein müssen.
Die publizierten Häufigkeitsangaben beruhen auf wenigen Untersuchungen. Da die Liste der "konsumierenden" Erkrankungen, darunter Krebs, Leberzirrhose oder chronisch obstruktive Lungenerkrankung, lang ist, leiden vermutlich viele Europäer an Unterernährung. Derzeit arbeitet eine Kommission des Europarats an Richtlinien für ihre Diagnose und Therapie.
Therapie
Die Therapie der Mangelerscheinungen ist wichtiger Bestandteil im Gesamtkonzept der Behandlung der auslösenden Grundkrankheit. Sie beruht auf zwei wesentlichen Maßnahmen bzw. Entscheidungen:
- Festlegung der geeigneten Mengen an Makronährstoffen, Mikronährstoffen und Wasser, die zur Beseitigung der mannigfaltigen Mangelerscheinungen notwendig sind. Für die "richtige" Dosierung liefern Normwerte für den Gesunden nur einen groben Anhaltspunkt.
- Entscheidungen darüber, ob die benötigten Mengen durch natürliche Ernährung zugeführt werden sollen oder ob künstliche Ernährung notwendig ist.
Diese Maßnahmen sind z.B. vom Alter, Ausmaß und von der Art der Erkrankung abhängig.
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