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Methylnaltrexon: Keine Verstopfung mehr durch Opioide?

Opioide sind für Schwerkranke wie z. B. Krebspatienten meist unverzichtbar. Die Erlösung von ihren Schmerzen erkaufen sie sich allerdings auf Kosten anderer Gesundheitsprobleme. So leidet etwa die Hälfte von ihnen unter schweren Verdauungsstörungen. Diese Nebenwirkung auszuschalten, die schmerzlindernde Wirkung der Opioide aber zu erhalten, war Ziel von Wissenschaftlern der Universität Chicago.

Wie sie in der Januarausgabe der Fachzeitschrift "Journal of the American Medical Associa-tion" berichteten, ist ihnen dies durch zusätzliche Gabe von Methylnaltrexon auch gelungen. Methylnaltrexon ist eine Modifizierung des Morphinantagonisten Naltrexon. Wie dieser blockiert die Substanz die Wirkung von Opioiden an den entsprechenden Rezeptoren, kann im Gegensatz zu Naltrexon jedoch die Blut-Hirnschranke nicht überwinden. Die zentrale Wirkung der Opioide bleibt nach Gabe von Methylnaltrexon somit erhalten, die peripheren Nebenwirkungen fallen jedoch weg.

In einer plazebokontrollierten Doppelblindstudie wurde Methylnaltrexon nun bei 22 Patienten mit opioidbedingter Verstopfung getestet. Elf Patienten wurde Methylnaltrexon appliziert, den anderen Plazebo. Bereits nach der ersten Infusion funktionierte die Verdauung bei zehn Patienten der Verum-Gruppe wieder normal, beim elften Patienten normalisierte sie sich nach der zweiten Infusion. Derzeit wird Methylnaltrexon in oraler Darreichungsform bei Krebspatienten geprüft. Für großangelegte Phase-III-Studien fehlen noch Sponsoren aus der pharmazeutischen Industrie.

Quelle: JAMA 2000, Vol. 283, Nr. 3, S. 367-372

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