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- AZ 50/2001
- Vergesst aut idem
Kommentar
Vergesst aut idem!
Pharmaverbände, insbesondere die der Generikahersteller, und Ärzteverbände haben es geschafft, die geplante, einst so sinnvoll angedachte Aut-idem-Regelung, die dem Apotheker erlauben sollte, bei der Verordnung eines Wirkstoffes zu substituieren, zu verstümmeln. Was die SPD-Arbeitsgruppe jetzt als Präzisierung der Aut-idem-Regelung vorgelegt hat, ist eine Farce, eine Pseudo-Regelung, die nur noch der rot-grünen Regierung dazu dient, auf ihre Fahnen zu schreiben, man habe doch aut idem eingeführt. Schreibt der Arzt nämlich selbst ein preisgünstiges Arzneimittel aus dem unteren Drittel auf, darf der Apotheker nicht substituieren. Nur wenn der Mediziner nicht aus dem unteren Preisdrittel verordnete und er den Ersatz des Präparats durch den Apotheker nicht ausgeschlossen hat, soll der Apotheker nach den Vorstellungen dieser Arbeitsgruppe künftig wirkstoffgleiche, preisgünstige Arzneimittel abgeben. Von der Aut-idem-Regelung, wie wir sie vom Not- und Nachtdienst her kennen, ist das meilenweit entfernt.
Dieser neue Vorschlag bedeutet letztendlich eine Abhängigkeit des Apothekers - und des Patienten - von der Praxissoftware des Arztes. Denn die wird dann, je nach Vorgabe der Parameter, dem Arzt ein preisgünstiges Arzneimittel vorschlagen, das im unteren Preisdrittel liegt. Und der Arzt wird es per Knopfdruck aufs Rezept übernehmen. Glauben Sie, da fragt irgend jemand noch nach Qualität, Bioverfügbarkeit, Hilfsstoffen des Generikums, Kontinuität der Verordnung für die Patientencompliance? Schlagworte, mit denen Pharmaindustrie-, Generikaverbände und Ärztefunktionäre noch vor kurzem dem Apotheker die Fähigkeit zu substituieren, absprechen wollten.
Für den Apothekenalltag heißt das: die Ärzte verordnen noch "wilder" als bisher, es wird nur billig verordnet. Ob das Billiggenerikum der kleinen Pharmaküche (mitunter Briefkastenfirmen, die in Lohnauftrag herstellen lassen) verfügbar ist oder nicht - dem Arzt ist das egal.
Leidtragender ist der Patient, der immer häufiger ein zweites Mal die Apotheke aufsuchen muss, da sein Arzneimittel nicht vorrätig ist. Propagiert Rotgrün etwa deshalb den Versandhandel, damit der Apotheker dem Patienten sein Arzneimittel per Post nachliefern kann?
Hat die ABDA die Vorschläge, wie sich Apotheker aut idem vorstellen, überzeugend klar und laut genug vorgetragen? So wie die Substitution jetzt angedacht ist, können wir besser darauf verzichten. Vergesst aut idem!
Peter Ditzel
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