Die Seite 3

Der Verband der Arzneimittelimporteure macht wieder einmal von sich reden. 325 Millionen Mark könnten die Krankenkassen einsparen, wenn die Apotheken verstärkt und konsequent Importarzneimittel abgäben, verkündete sein Vorsitzender in der vergangenen Woche auf einer Pressekonferenz. Und: eine Importquote von 25% (!) sei realistisch. Derzeit liegt sie im Durchschnitt nur bei etwa 13%. "Apotheker sind Preistreiber", so lautete z. B. eine Schlagzeile in den Medien nach dieser Pressekonferenz. Der Verbandschef wetterte vor allem gegen den Deutschen Apothekerverband, der die Erneuerung des gekündigten Arzneiliefervertrags blockiere. Dieser Vertrag verpflichtet bekanntlich die Apotheken zur Abgabe von Importpräparaten in bestimmen Fällen.

Mit der Erhöhung der Importquote fordert der Importverband gleichzeitig die Einführung des elektronischen Rezepts – es würde zu einer Vereinfachung bei der Rezeptabrechnung führen und das Nachfrageverhalten der Versicherten ändern. Ich könnte mir da eher vorstellen, dass dieser Verband damit eine bessere und lückenlose elektronische Kontrolle der Rezepte und der abgegebenen Präparate anstrebt.

Genau betrachtet wohnt den Importen eine gewisse Schizophrenie inne. Ihre Existenz ist nur aufgrund von Währungs- und Preisunterschieden möglich. Nach Angabe des Importverbands handelt es sich um Originalpräparate – ich meine: je nachdem, wie man den Begriff Originalpräparat wohl definiert. Während er schon eher auf Re-Importe passt, also auf Präparate, die in Deutschland produziert, dann exportiert und nach Deutschland importiert wurden, (obwohl hier z. T. Packungsunterschiede bestehen und eine Verpackung samt Beipackzettel ja Teil des Arzneimittels sind), trifft der Begriff Originalpräparat nur sehr bedingt auf Parallelimporte zu. Denn in diesem Fall wird das Präparat außerhalb des Empfängerlandes hergestellt – und da kann es schon mal vorkommen, dass andere Hilfsstoffe, andere Überzüge verwendet werden, was, wie Untersuchungen zeigten, auch die Freisetzung und die Bioverfügbarkeit verändert. Wo liegt da letztendlich der Unterschied zu einem Generikum - gleicher Wirkstoff, andere Galenik, andere Verpackung?

Die Schizophrenie gipfelt darin, dass Generika oft billiger sind als Importe – mit ihnen könnte also weit mehr eingespart werden. Aber Generika dürfen wir in der Apotheke – Ausnahme im Notdienst – nicht substituieren, Originalpräparate dagegen müssen wir gegen Importe austauschen.

An ökologischen Unsinn hat man sich mittlerweile gewöhnt. Es ist "normal", dass der Jogurt aus der Lüneburger Heide ins bayerische Alpenvorland transportiert wird und der Rahmjogurt aus Bayern in Hamburg auf den Tisch kommt. Oder dass die Krabben aus der Nordsee nach Marrokko zum Pulen geschickt werden, um dann wieder bei uns verpackt zu werden. Was macht es da, dass Arzneimittel bei uns hergestellt werden, dann nach Spanien geschickt werden, um dann als Re-Import bei uns in die Schubladen zu kommen. Kein Wunder, wenn da kolportiert wird, dass das auch dem einen oder anderen Import-Export-Unternehmen unsinnig vorkommt und statt dessen nur die Frachtbriefe hin- und hergeschickt werden, die Ware aber schön in der deutschen Lagerhalle bleibt.

Importe im deutschen Apothekenalltag – auch wenn die Importeure zusichern, lieferfähig zu sein, es kommt und es würde zu Lieferschwierigkeiten kommen, wenn die Apotheken konsequent die Originalverordnungen substituieren würden. Der Nachschub läuft einfach nicht rund – auch wenn der Großhandel durch Beschluss des Bundesverfassungsgerichts die Ware von den Importeuren führen muss –, und den Versicherten kommen die ausländischen Packungen "spanisch" vor, ein hoher Erklärungsbedarf von Seiten der Apotheke ist nötig.

Importe, das ungeliebte Kind der Apotheken? Wie stehen Sie zu diesen Arzneimitteln? Schreiben Sie uns, wie Sie die Importabgabe handeln. Berichte von Delegiertenversammlungen zu lesen, lohnt sich. Beispiel Berlin. Dort berichtete der Kammerpräsident über ein Arbeitspapier der ABDA, das bisher noch als geheim und vertraulich galt. Am 3. April wurde es offiziell verabschiedet. Aus den 14 Eckpunkten des Papiers geht hervor, welche Position die ABDA zu aktuellen Fragen einnimmt, nämlich: die Positivliste für Arzneimittel wird akzeptiert, über die Arzneimittelpreisverordnung kann diskutiert werden (!), Internetbestellungen werden mit einem entsprechenden Sicherheitsnetz akzeptiert (Selbstabholung oder Zustellung durch pharmazeutisches Personal der Apotheke).

Was auch in Berlin zu hören war: das Internetportal der ABDA soll bis zum Apothekertag im September ans Netz gehen. Apropos ABDA-Internetportal: es kostet den Apotheken viel Geld. Die ABDA-Öffentlichkeitsarbeit muss, wie zu lesen war, um zwei Millionen auf die Hälfte gekürzt werden, und die Apotheken werden für das Portal wohl noch eine Sonderumlage von 70 DM (!) zu berappen haben.

Ein frohes Osterfest!

Peter Ditzel

Import – Export

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.