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Immuntoxin BL22: Hoffnung für Leukämiepatienten

Ein gentechnisch hergestellter Wirkstoff, das Immuntoxin BL22, hat sich in ersten klinischen Versuchen als wirksam gegen eine Form des Blutkrebs, die so genannte Haarzell-Leukämie, erwiesen.

Wie in einer der letzten Ausgaben der Fachzeitschrift "New England Journal of Medicine" berichtet wurde, handelt es sich bei BL22 um eine aus einer variablen Antikörperdomäne und einem Teil eines Pseudomonas-Exotoxin zusammengesetzte Substanz. Laut den Entwicklern dringt BL22 schnell und vergleichsweise nebenwirkungsarm in den Tumor ein. Der Antikörperanteil sorgt dafür, dass der Wirkstoff an ein Oberflächenprotein der Tumorzellen bindet, das Toxin bewirkt anschließend deren Zerstörung.

Im Rahmen einer klinischen Studie wurde BL22 bei 16 Patienten mit chemotherapieresistenter Haarzell-Leukämie eingesetzt. Bei 11 der Patienten führte die Behandlung zu einer kompletten, bei zwei zu einer teilweisen Remission. Drei sprachen nicht auf die Therapie an. Grund dafür war laut Studie entweder eine zu niedrige Dosis an BL22 oder das Vorhandensein von Antikörpern, die das Toxin neutralisierten, bevor es den Tumor erreichen konnte.

Der Studie folgte ein Beobachtungszeitraum von 16 Monaten. Innerhalb dieser Zeit erlitten drei der 11 Remissions-Patienten einen Rückfall. Sie wurden erneut mit BL22 behandelt, in allen drei Fällen war die Behandlung erfolgreich. Als schwerwiegendere Nebenwirkung der Therapie kam es bei zwei der Studienteilnehmer vorübergehend zu Blutgerinnseln in der Niere. Diese waren jedoch vollständig reversibel. BL22 soll nun in größer ausgelegten Studien untersucht werden, außerdem soll überprüft werden, ob sich die Substanz auch für andere Leukämieformen eignet. Wann und ob BL22 als Arzneistoff zugelassen wird, ist derzeit jedoch noch nicht abzusehen. ral

Quelle: New England Journal of Medicine 2001, Vol. 345, Nr. 4, S. 241 - 247

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