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Naturalrabatte: "Ärzte Zeitung" polemisiert gegen Naturalrabatte für Apothek
Nach Angaben der "Ärzte Zeitung" soll sich dieser "stille Gewinn" auf rund 750 Mio. DM belaufen, der - so räumt die Tageszeitung für Ärzte ein, nach der gegenwärtigen Gesetzeslage zwar völlig legal sei, aber zu Lasten der Krankenkassen gehe. Der Autor der "Ärzte Zeitung" beklagt den starken Zwang zum Sparen, dem sich Vertragsärzte ausgesetzt fühlen.
Apotheker mehren Gewinne im Stillen
So hätten die Vertragsärzte mittlerweile "schon das Letzte aus der fast ausgequetschten Zitrone Generika herausgeholt. Mit dem Zwang zum Sparen haben sie sich auch bei Patienten unbeliebt gemacht", heißt es in dem Beitrag. Im Verborgenen blühe dagegen der Berufsstand der Apotheker, der seinen Gewinn im Stillen mehre. Die Apotheker forderten und erhielten hohe Naturalrabatte, verordnete generische Arzneimittel durch andere zu substituieren spiele dabei eine entscheidende Rolle.
Nach Ansicht der "Ärzte Zeitung" werde bei diesem Vorgang "die Grenze des Erlaubten oft auch überschritten", wobei die Zeitung von der nicht autorisierten Substitution ausgeht, also wenn der Apotheker substituiert, obwohl ihm keine rein generische Verordnung oder keine Aut-idem-Verordnung vorliegt. Hinter dieser nicht gesetzeskonformen Substitution stecke nicht nur Servicefreundlichkeit des Apothekers gegenüber dem Patienten, um die Verordnung schnell beliefern zu können, sondern auch "handfestes wirtschaftliches Interesse": nämlich der Naturalrabatt, den Hersteller patentfreier Arzneimittel dem Apotheker gewähren.
Eins gekauft, eins geschenkt
Ausführlich erklärt die "Ärzte Zeitung" ihren Lesern, wie das System mit Naturalrabatten überhaupt funktioniert. Damit es auch jeder Doktor versteht, fasst es die "Ärzte Zeitung" in einfache Worte: "Für ein Arzneimittel, für das der Apotheker den Großhandelsabgabepreis bezahlt, bekommt er bei 100 Prozent Naturalrabatt ein weiteres geschenkt, das er dann ganz auf eigene Rechnung verkaufen kann, wobei er die Möglichkeit der Substitution manchmal hart am Rande des Erlaubten nutzt ... Dass der Apotheker die geschenkte Packung zu Lasten der Krankenkassen verkauft, versteht sich von selbst."
Immerhin räumt die "Ärzte Zeitung" ein, dass diese Vorgehensweise formal wohl legal sei, fragt aber, ob sie unter dem Aspekt solidarisch finanzierter Arzneikosten auch legitim sei. Denn die Kasse habe für das Arzneimittel, das der Apotheker vom Hersteller geschenkt bekomme, keinen Vorteil, da sie dem Apotheker den vollen Preis abzüglich des Kassenrabatts von 5 Prozent erstatte.
Die Hersteller würden heute, so glaubt die "Ärzte Zeitung" den "Geist" Naturalrabatt gerne wieder in der Flasche verschwinden lassen. Die Substitutionsmacht der Apotheker lasse ihnen aber mittlerweile keine andere Wahl.
Besonders stellt die "Ärzte Zeitung" heraus, dass Substitutionsgewinne zwar legal seien ("Juristen haben sich daran die Zähne ausgebissen") fragt aber, ob diese Vorgehensweise auch legitim sei. Denn der Naturalrabatt kommerzialisiere das Geschäft des Apothekers. Die "Ärzte Zeitung" geht davon aus, dass nicht mehr pharmazeutische Erwägungen eine Substitutionsentscheidung leiteten, sondern das materielle Interesse an einem Zusatzgewinn. Apotheker liefen so Gefahr, zu kommerziell agierenden Einzelhändlern mit pharmazeutischem Hintergrundwissen zu mutieren.
Angestachelt durch Vorschläge aus dem Bundesgesundheitsministerium, den Apotheken die Aut-idem-Substitution zu erlauben, glaubt die "Ärzte Zeitung" bei der Diskussion um die Kosten auf den Handelssektor hinweisen zu müssen. In mehreren Beiträgen wird den Lesern der "Ärzte Zeitung" vorgeführt, welch hohe Naturalrabatte die Apotheken einstreichen, die sie beispielsweise von Generikaherstellern erhalten, die wiederum erreichen wollen, dass ihr Präparat abgegeben wird.
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