Berichte

Botanische Exkursion zum Naturpark Usedom

Das letzte Augustwochenende nutzte eine Gruppe Brandenburger Apotheker zu einer botanischen Exkursion nach Usedom. Vom 25. bis 28. August erläuterte Dr. Schmidt die botanische Vielfalt der Insel, und Petrus zeigte die bunte Vielfalt des Wetters: pralle Sonne, kalten Regen und stürmischen Wind.

Mit dem Zug kamen wir zunächst in Peenemünde an, wo wir ein ehemals sowjetisches U-Boot besichtigten, das dort seinen letzten Ankerplatz gefunden hat. Mit einem Ausflugsdampfer ging es dann zur ehemaligen Lotseninsel Ruden im Greifswalder Bodden. Wegen ihrer naturnahen Dünen, Strandwälle, Salzwiesen und Brackwasserröhrichten steht sie unter Naturschutz. Ein 18 m hoher Backsteinturm diente bis 1945 als Messbasis für Raketenstarts (V1 und V2) in Peenemünde. Von oben bietet er eine sehr schöne Aussicht auf die 1,2 km lange Südspitze der Insel, auf der unzählige Kormorane und Silbermöwen rasten.

Die Usedomer Bäderbahn (UBB) brachte uns schnell und bequem von Peenemünde nach Bansin. Nach einer Wanderung durch herrlichen Buchenwald erreichten wir unser Quartier Forsthaus Langenberg, welches etwa dreißig Meter hoch über der Ostsee liegt.

Am Sonntagmorgen durchwanderten wir das Thurbruch rund um den Kachliner See. Der Morgennebel machte die Schönheit des bevorstehenden Altweibersommers deutlich, Unmengen von zierlich gearbeiteten Spinnennetzen (zumeist von Kreuzspinnen) wurden am Wegesrand sichtbar. Der Name "Thur" geht auf die Slawen zurück und bedeutet "Auerochse = Ur". Den hat es hier noch bis in das 17. Jahrhundert gegeben.

Schnurgerade Entwässerungsgräben zerschneiden die ebene Moorlandschaft. Bei Kachlin wurde 1995 ein Windkraftschöpfwerk rekonstruiert; als technisches Denkmal kündet es heute weithin sichtbar von den früheren Bemühungen, das Thurbruch trocken zu legen. Heute erfolgt die Entwässerung des Gebietes mit elektrischen Pumpen.

Während der Wanderung zeigte uns Dr. Schmidt in anschaulicher Weise die am Wegesrand und im benachbarten Graben vorkommenden Pflanzen, so z. B. Weißer Gänsefuß (Chenopodium album), Ochsenzunge (Anchusa officinalis), Gemeiner Natternkopf (Echium vulgare), Igelkolben (Sparganium erectum), Froschlöffel (Alisma plantago-aquatica), Froschbiss (Hydrocharis morsus-ranae, der Gattungsname bedeutet "Zierde des Gewässers") und Krebsschere (Stratiotes aloides) - eine wahrhaft tierische Botanik.

Der in keiner Karte verzeichnete "Sieben-Seen-sehen-Berg" bei Neu-Sallenthin bot einen Rundblick auf Gothensee, Schmollensee, Großen und Kleinen Krebssee - der Blick zum Kachliner See, Wolgastsee und Schloonsee ist wohl nur im Winter durch kahle Bäume möglich. Den Rückweg über den Strand nutzten viele zu einem Bad in der noch recht warmen Ostsee.

Auf dem kurzen Rundgang um den Wolgastsee am Montag erklärte uns Dr. Schmidt die "Intelligenz" einiger Pflanzen: Die Orchidee Breitblättrige Sitter (Epipactis helleborine) bleibt durch ihre Unscheinbarkeit vielen Augen verborgen und kann so direkt am Wegesrand gedeihen. Das aus Nordamerika stammende Kleinblütige Springkraut (Impatiens parviflora) nutzt die Störungen am Wegesrand - durch Berührung öffnen sich die reifen Früchte (Kapseln) und lassen ihre Samen bis zu drei Meter weit springen.

Am Abend sahen wir auf der Seebrücke Heringsdorf einen grandiosen doppelten Regenbogen über der stürmischen Ostsee. Sturm begleitete uns auch am nächsten Tag. Auf dem Streckelsberg, der höchsten Erhebung der Insel, überraschte uns Dr. Schmidt mit einem botanischen Highlight, der Weißen Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria). Sie ist in den Mittelgebirgen wesentlich häufiger als im eiszeitlich geprägten Norddeutschland, wo sie nur an Sonderstandorten vorkommt.

In Lütow besichtigten wir die Erdölfelder. Anschaulich wurden uns die geologischen Voraussetzungen und deren technische Umsetzung bei der Erdölförderung erklärt, geduldig beantworteten die Herren Beer, Ihl und Fischer von der Erdgas Erdöl GmbH Berlin unsere Fragen. Vielen Dank den Organisatoren für die gute Vorbereitung dieser erlebnisreichen Fortbildung!

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